Objekt des Monats

Etikett zur Identifikation eines Leichnams. Ein Mumientäfelchen aus der Jenaer Papyrussammlung

ΣΕΝΠΛΗΝΙΣ ΩΡΙΩΝ(ΟΣ)
ΕΒΙΩΣΕΝ ΕΤΩΝ ΙΗ
ΟΥΔΕΙΣ ΑΘΑΝΑΤΟΣ
ΕΝ ΤΟ ΚΟΣΜΩΙ

Σενπλῆνις Ὡρίων(ος)
ἐβίωσεν ἐτῶν ιη΄.
Οὐδεὶς ἀθάνατος
ἐν τῷ (tabula: το) κόσμῳ

Senplênis, <Tochter> des Hôriôn.
Hat 18 Jahre gelebt.
Niemand ist unsterblich
auf der Welt.

(Inv.-Nr. T.Zucker Inv. 1; Foto: Papyrussammlung des Instituts für Altertumswissenschaften)

Das Objekt des Monats März ist ein Holz-Täfelchen
aus Ägypten.
Es ist 6,5 cm breit und 10 cm hoch.

Auf dem Täfelchen steht:
Senplênis, Tochter des Hôriôn
Hat 18 Jahre gelebt.
Niemand ist unsterblich
auf der Welt.

Das Täfelchen wurde vor sehr langer Zeit
in griechischer Sprache beschrieben.
Und es handelt von einer jungen Frau
mit dem Namen Senplênis.
Alexander eroberte Ägypten vor über 2000 Jahren.
Seine Nachfolger waren die Könige in Ägypten.
Seitdem wurde dort in allen Ämtern
und bei öffentlichen Anlässen
griechisch gesprochen und geschrieben.
Das blieb über viele Jahrhunderte so.
Später wurde es durch die arabische Sprache abgelöst.
Deshalb gibt es in Ägypten viele griechische Texte
aus dieser Zeit.
Auch die klimatischen Bedingungen (Hitze, Sonne, Wind) sorgten dafür, dass die Texte gut erhalten sind.

Das Täfelchen wurde im Sand verschüttet und vergessen.
Nach über 1600 Jahren wurde es wieder aufgefunden.
Zwischen 1907 und 1910 gelangte es in den privaten Besitz
von Friedrich Zucker.
Er war Professor und Rektor an der Universität Jena.
Ein Rektor ist der Leiter einer Universität.
Zucker hat Grabungen zum Auffinden von alten Texten
und Gegenständen durchgeführt.
Und er hat privat alte Texte auf Papyrus und
Keramik-Scherben gekauft.
Papyrus wird aus der Pflanze Papyrus gewonnen.
Und als Schreib-Material in Form von Blättern
oder Rollen verarbeitet.
Professor Zucker hat später diese Texte
der Papyrus-Sammlung Jena überlassen.

In der Privat-Sammlung von Zucker befinden sich auch
3 Holz-Täfelchen.
Sie heißen: Mumien-Täfelchen oder Mumien-Etiketten.
Eine Mumie ist ein totes Tier,
ein toter Mensch oder ein Teil davon.
Und durch das Einstreichen mit Harz
ist es sehr gut erhalten.
Mit Holz-Täfelchen wurden die Leichname beschriftet.
Auf jedem Täfelchen stehen der Name des Toten
und der Name des Vaters.
Damit kam es zu keinen Verwechslungen.

Auf dem Holztäfelchen steht:

  • Senplênis, das ist der Name der Toten
  • Hôriôn, das ist der Name von ihrem Vater

Es wurde noch ein Trostspruch eingefügt:
Niemand ist unsterblich auf der Welt.
Es ist ein persönlicher Satz,
der den Schmerz der Hinterbliebenen beschreibt.
Dieser Spruch ist eine große Ausnahme.
Oft stehen auf den Täfelchen Sprüche
im Zusammenhang mit der Reise der Seele.

Auf dem Täfelchen gibt es einen kleinen Schreib-Fehler.
Damals haben auch nicht alle Menschen
richtig geschrieben.

Jonathan Trächtler

Übertragung in einfache Sprache durch das Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e. V. / Büro leichte Sprache

Literatur:

Fritz Uebel, Die Jenaer Papyrussammlung, in: Reichtümer und Raritäten. Jenaer Reden und Schriften, Bd. 1, Jena 1974, 150-154. (Beschreibung und Abbildung des Täfelchens)

Herbert Klos, Katalogisierung von Mumientäfelchen, Libri – International Journal of Libraries and Information Services 1.1 (1951), 210-214. (Allgemein zu Mumientäfelchen)