Object of the month

Auf kurze und auf lange Sicht eine gute Idee

Sammlung der Klinik für Augenheilkunde: Ina-Maria Krahmer, Amotio retinae li. Auge, 1960

1960 fertigte Ina-Maria Krahmer im Auftrag des damaligen Leiters der Klinik für Augenheilkunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Prof. Dr. Hollwich, mehrere Zeichungen von ophthalmologischen Befunden an. Abbildungen haben in diesem medizinischen Fachgebiet einen hohen Stellenwert, da - früher noch mehr als heute - zur Diagnosestellung oft neben der Symptome nur der Blick in das Auge vorhanden war. Und obwohl inzwischen zahlreiche apparative Untersuchungsmethoden die Diagnostik verfeinern und vereinfachen, bleibt die Augenheilkunde ein Fach, welches vom Sehen und erkennen lebt, sodass wir auch heute noch von diesen Zeichnungen profitieren.

Diese Zeichnung vom 29.03.1960  zeigt den Blick auf den Augenhintergrund des linken Auges. Hierbei sehen wir eine stark myope (-10 Dpt.) Netzhaut, an der sich mehrere für die Dehnung des Bulbus klassische Merkmale finden: Um die Papille herum sehen wir einen hellen Konus, die Gefäße wirken gestreckt und die intravaskulären Räume der Aderhaut sind depigmentiert sodass diese durchscheint.

Des Weiteren stellt diese Zeichnung mit der rhematogenen (lochbedingten) Netzhautablösung eine typische Komplikation der hohen Kurzsichtigkeit dar. Was in der Zeichnung links (hier nasal) oben erscheint befindet sich aufgrund des Strahlengangs des Augenspiegels tatsächlich rechts (hier temporal) unten. Wir sehen ein Loch und eine davor liegende Wulst, welche wie wir wissen durch eine lamelläre Bulbusverkürzung entstanden ist. Dies war ein Verfahren, welches im 20. Jahrhundert zur Entlastung der Netzhaut angewandt wurde um eine Wiederanlage bei rhematogener Ablatio unter Myopie zu erreichen.

Dr. des. Annika Licht, Ärztin 

Aus der Sammlung der Klinik für Augenheilkunde:
Ina-Maria Krahmer: Amotio retinae li. Auge
Zeichnung, Aquarellpapier, 1960
Maße: 22 x 34
Inventar-Nr. 2016_0286