Object of the month

Johann Christian Stark – Hochschullehrer und Geburtshelfer in Jena und Leibarzt am Weimarer Hof

Geburtszangen von Johann Christian Stark (Foto: E. Schleußner)

Um 1800 – also in der als „Blütezeit“ bezeichneten Phase der Medizinischen Fakultät – wirkten bedeutende Ärzte als Hochschullehrer an der Jenaer Universität. Der Geburtshelfer und Chirurg Johann Christian Stark (1753-1811) zählte neben Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836) und Justus Christian Loder (1753-1832) zu den bekanntesten Medizinern an der Alma mater. Von 1773 bis zu seinem Tod im Jahre 1811 lebte und wirkte er in Jena.

Johann Christian Stark studierte Medizin und Geburtshilfe in Jena, wurde 1777 hier promoviert und ein Jahr später Privatdozent an der Medizinischen und Philosophischen Fakultät. Im Jahre 1779 wurde er zum außerordentlichen Professor an der Medizinischen Fakultät sowie als Subdirektor des Accouchierhauses (1779-1789) berufen. Stark übernahm dann 1803, nach dem Weggang von Justus Christian Loder, das Direktorat des Accouchierhauses.

Durch diese Einrichtung sollte die Hebammenausbildung verbessert und Schwangeren unentgeltlich medizinische Hilfe geleistet werden, um die hohe Sterblichkeit der Gebärenden und ihrer Kinder zu senken. Das Accouchierhaus diente als wissenschaftlich geleitete Geburtsklinik ebenso der Medizinerausbildung und war die fünfte ihrer Art in Deutschland überhaupt.

Im Jahre 1784 wurde Stark ordentlicher Professor an der Universität Jena mit Sitz und Stimme im Senat. Stark war seit 1786 Leibarzt der Weimarer Fürstenfamilie, sein ärztlicher Rat war aber nicht nur von Herzog Carl August und Herzogin Anna Amalia gefragt, sondern auch von den Familien Goethes, Schillers, Herders und von Hardenbergs geschätzt. Stark erlangte Berühmtheit durch eine 1783 erfolgreich durchgeführte Kaiserschnittentbindung in Weimar. Darüber hinaus erwarb er sich Anerkennung durch die Neuentwicklung und Verbesserung geburtshilflichen Instrumentariums. So sind noch heute in der historischen Sammlung der Universitätsfrauenklinik zwei von ihm entwickelte, prinzipiell funktionsfähige Geburtszangen vorhanden – den Objekten des Monats.

Nach der Schlacht bei Jena im Oktober 1806 war Stark über Monate in der Betreuung der tausenden Verwundeten aller beteiligter Armeen, die die Stadt Jena in ein einziges Lazarett verwandelten, tätig. Als Anerkennung dafür erhielt er 1808 von Napoleon das Kreuz der Ehrenlegion und eine Pension von 500 Talern.

Stark verstarb erst 58jährig am 11. Januar 1811 und wurde auf dem Jenaer Johannisfriedhof beigesetzt. Die Grabplatten der Familie Stark findet man – neu restauriert etwas versteckt in einem Torbogen – nahe der Kirche auf dem Johannisfriedhof.

Prof. Dr. Ekkehard Schleußner