Objekt des Monats

Der Dinar von Kalif Abdel Malik

Dinar aus Damaskus mit dem Bildnis des Kalifen ʿAbd al-Malik aus dem Jahr 77 H. / 696 n. Chr. (Foto: Friedrich-Schiller-Universität Jena)

Münzen sind mehr als nur Geld. Sie senden auch Botschaften. Das erkennt man auch an den ersten Münzen des islamischen Großreiches. Die islamische Zeitrechnung begann 622 n. Chr. Durch Eroberungszüge arabischer Krieger breitete sich der Islam rasant aus.

Es dauerte nicht mal 100 Jahre, bis das Reich von Spanien bis nach Indien reichte. Dazu gehörten auch große Teile des ehemaligen römischen Reiches und das gesamte Perserreich.

Die Muslime übernahmen die Münzen der Gegner. Sie fügten nur ein paar arabische Wörter hinzu. Zum Beispiel:

Im Namen Gottes, des barmherzigen Erbarmers. Oder:

Es gibt keinen Gott, außer Gott, und Mohammed ist sein Prophet.

Das änderte sich mit dem wichtigsten Herrscher der frühen islamischen Geschichte Kalif Abdel Malik. Er ist bekannt als „Führer der Gläubigen“. Er war politisches und religiöses Oberhaupt und regierte von 685 bis 705.

Er ließ in Jerusalem den Felsendom bauen. Er führte Reformen durch. Er vereinheitlichte das Münzsystem und das Steuersystem und er machte Arabisch zur Verwaltungssprache.

Ein sichtbares Zeichen dieser Zeit waren die neuen Münzen. Sie wurden in zwei Schritten an die neue Herrschaft angepasst.

Unser Objekt des Monats zeigt einen Golddinar. Er wurde 696 in Damaskus geprägt. Die Gestaltung ist ähnlich wie bei den bisherigen Münzen. Doch alle Inschriften sind in arabischer Sprache und der aktuelle Herrscher Kalif Abdel Malik ist mit einem Schwert darauf abgebildet.  

Auf der Rückseite wurde aus dem früheren Kreuz eine Säule mit Kugel. Das war der erste Schritt. Wenige Monate später gab es mit dem 2. Schritt nochmal große Veränderungen.

697 wurden wegen des muslimischen Bilderverbots alle Bilder von Münzen entfernt. Nun war nur noch Schrift auf den Münzen. Die Schrift zeigte deutlich, wer der alleinige Gott ist. Und, wer die politische Macht hatte.

 

Prof. Dr. Frank Weigelt

 

Übertragung in Einfache Sprache | Evangelische Stiftung Neinstedt | Fachzentrum für Leichte Sprache

 

Podcast zum Kalifen Abdel Malik auf der Seite des British Museum https://www.bbc.co.uk/ahistoryoftheworld/objects/YQMPZkAXRW6iYDCe5L4KSA

 

Angaben zum Objekt:

Dinar, [Damaskus], 77 nach der Hiǧra (696 n.Chr.), 4,45g, 20mm, aus der Sammlung Frédéric Soret, 1866, heute im Orientalischen Münzkabinett Jena.

 

Unsere Webseite: https://www.gw.uni-jena.de/omj

 

Das Orientalische Münzkabinett Jena ist – nach der Sammlung der Universität Tübingen – die zweitgrößte Sammlung orientalischer Münzen in Deutschland. Gut die Hälfte der rund 21.000 Objekte sind bisher erschlossen. Ein Teil von Ihnen sind hier einsehbar https://www.kenom.de/suche/-/-/1/-/CENTURY%3A8%3B%3BPARTNERID:isil_DE-MUS-044822/