Objekt des Monats

„Täglich ein Esslöffel… und regelmäßig Lichtduschen“

Aus der Medizinhistorischen Sammlung am Universitätsklinikum Jena: Braunglasflasche für Lebertran, 1950er Jahre

Die Objekte des Monats Oktober sind die Lebertran-Flasche
und die Höhen-Sonne.

Lebertran-Flasche

Die Lebertran-Flasche ist eine Glas-Flasche aus braunem Glas.
In dieser Flasche ist Lebertran.
Lebertran besteht aus verschiedenen Ölen.
Diese Öle sind reich an einem bestimmten Vitamin D,
dem Vitamin D3.
Das Öl kommt von Fischen,
wie Kabeljau oder Schellfisch.
Vitamin D3 ist wichtig für unseren Körper.
Es stärkt unser Abwehr-System und unsere Knochen.
Und es sorgt für gesunde Zähne und Muskeln.
Es wird auch Sonnen-Vitamin genannt.
Denn der Körper nimmt es auch über das Sonnenlicht auf.

Lebertran wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts Menschen
zur Vorbeugung gegeben.
Auch Babys und Kinder haben das Vitamin bekommen.
So wollte man gegen die Knochen-Krankheit Rachitis vorbeugen.
Die Wirkung von Lebertran wurde erst 1927 wissenschaftlich
nachgewiesen.
Der natürliche Lebertran war ein bedeutendes Beispiel
für die Wechselwirkung von Naturstoff-Chemie und
Naturstoff-Forschung.
Apotheker stellten das Natur-Heilmittel nach einem Rezept
aus dem Deutschen Arznei-Buch her.
Der Lebertran wurde dann in Braunglas-Flaschen eingefüllt
und ein Aufkleber angebracht.
Lebertran riecht und schmeckt nicht gut.
Er riecht wie Fisch.
Lebertran ist ein gelbliches Gemisch.
In den Winter-Monaten mussten die Kinder jeden Tag Lebertran nehmen.
Wegen dem Geruch und dem Geschmack mochten die
Kinder es nicht.
Später wurden Zusatz-Stoffe dazu gegeben,
damit es besser schmeckte.
Es gab dann auch Lebertran-Kapseln und künstliche Vitamin D3- Stoffe.

Höhensonne

Die Höhensonne ist der Name für eine bestimmte Lampe.
Sie besteht aus einem Lampen-Fuß und einen besonderen Glas-Körper.
Die Höhensonne nennt man auch Wärme-Lampe.
Sie erzeugt ultraviolettes Licht B.
Die Abkürzung dafür ist UVB.
Im frühen 20. Jahrhundert behandelte man die Menschen
mit diesen künstlichen Lichtduschen.
So wurde die Behandlung mit Lebertran ergänzt.
Solche Lichtduschen benutzte man in Arztpraxen
und in Kindereinrichtungen.
Die Lampe strahlt ultraviolette Strahlen aus.
Mit der Höhensonne strahlen für wenige Minuten ultraviolette
Strahlen auf die Haut.
Sie wirken zusammen mit dem Vitamin D im Körper.
Die Höhensonne hatte in der Mitte eine Quarz-Lampe und
1 bis 2 Infrarot-Strahler.
Damit konnte angenehme Wärme erzeugt werden.
Wenn man die Höhensonne benutzt hat, entstand der
typische Ozon-Geruch.
Das kam durch die Reaktion des ultravioletten Lichts
mit dem Sauerstoff in der Luft.
Bei einer Behandlung mit der Höhensonne wurde eine
UV-Schutzbrille getragen.
So konnte eine Schädigung der Augen vermieden werden.

Die Lebertranflasche ist als Leihgabe in der Sonderausstellung „Kindheit – Erinnerungen aus acht Jahrzehnten“ des Museums für Thüringer Volkskunde in Erfurt noch bis 31.Oktober 2021 zu sehen, https://www.volkskundemuseum-erfurt.de/vm/de/index.html (letzter Zugriff 08.08.2021). Das Etikett der Braunglasflasche stammt von der Firma C. Görling GmbH, Merseburg a.S.

Medizinhistorische Sammlung am Universitätsklinikum Jena
Braunglasflasche für Lebertran, Schraubverschluss, 300ml, leer, etikettiert, DDR, 1950er Jahre (Apothekenmischung)
Glas, Kunststoff, Aluminium, Papier
Höhe 17 cm, Durchmesser 7 cm,  Gewicht 194 g
Inv.-Nr. E-408

„Höhensonne“ Thelta-Sonne, Tischmodell Typ Q62, 220V/500 Watt,
VEB (K) Thelta Zella-Mehlis, DDR, ca. 1960
Metall, Glas, Kunststoff, Gummi, Keramik
Höhe 43,5 cm, Reflektordurchmesser 28,5 cm, Standfuß: Länge 26 cm, Breite 21,8 cm, Gewicht 2 kg
Inv.-Nr. C-283

UV-Schutzbrille, Erwachsenenmodell, DDR, 1960er Jahre
Leder, Aluminium, Glas, Textil
Länge 20,3 cm, Breite 5,8 cm, Höhe 0,9 cm, Gewicht 28 g
Inv.-Nr. C-272

Dr. Reiner Gottschall

Übertragung in einfache Sprache durch Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e. V., Büro für Leichte Sprache