Objekt des Monats

En Vogue am Collegium Jenense

Aus der Sammlung Ur- und Frühgeschichte: Wams aus Seidensamt mit Spitzenbesatz aus einer Bestattung der Kollegienkirche Jena, Frühe Neuzeit.

Das Objekt des Monats Dezember 2021
ist ein Wams

Das Wams war vor sehr langer Zeit eine Form der Jacke.
Dieses Wams ist aus einer Bestattung im 17. Jahrhundert
in der Kollegien-Kirche Jena.
Die Kirche war eine Universitäts-Kirche der Universität Jena.
Hier wurden Leute aus der Universität und ihrenFamilien bestattet.

Sie wurde im 2. Welt-Krieg zerstört.
Bei Grabungen an diesem Ort wurden Bekleidungs-Stücke
und andere Sachen gefunden.
So auch dieses Wams.

Nach dem Fund wurde es gereinigt.
Ablagerungen aus Staub, Schimmel und Insekten-Reste
wurden vorsichtig abgesaugt.
Es ist fast vollständig erhalten.
Das Wams ist aus gewebten Seiden-Samt.
Es leuchtet Braun.
Und es ist kurz geschnitten mit einer
hochliegend gerader Taillen-Linie.
Das Wams hat 8 Schoßteile und einen hohen Stehkragen.
Der Stehkragen hat 4 geflochtene Schlaufen aus Seide.
Die Knöpfe dazu fehlen.
Auch die 19 Knöpfe der vorderen Knopfleiste fehlen.
Viele Nähte und Saumen sind mit
Seiden-Spitzen verziert.

Das Wams könnte von einem Professor der Universität sein.
Er hieß Johann Arnold Friderici.
Und war ab 1664 Professor in Jena.
Er starb 1672.
Es gibt ein Bild von ihm,
auf dem er ein ähnliches Wams trägt.
Es gibt ein ähnliches Wams
im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt.
Dieses stammt wohl aus dem Jahr 1660.
Mit dem Wams wurden in Jena eine Samthose,
Seiden-Strümpfe und Perücken-Montur gefunden.
Diese Objekte sind noch nicht untersucht.
Man hofft noch mehr Informationen zu finden,
wenn all diese Objekte untersucht worden sind.

Sammlung Ur- und Frühgeschichte
Inventarnummer: 50810a-c
Zeitstellung: frühe Neuzeit
Material: Seidensamt, Seidenspitzen, Futter aus Seiden- und Pflanzenfasergewebe
Maße: Höhe Vorderseite: 42 cm, Ärmellänge: ca. 40 cm

Friederike Leibe-Frohnsdorf

Übertragung in einfache Sprache durch Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda e. V., Büro für Leichte Sprache

Literatur:

Sabine MARTIUS, Die ungemusterten Samte. In: Jutta Zander-Seidel (Hrsg.), In Mode – Kleider und Bilder aus Renaissance und Frühbarock, Ausstellungskatalog, Germanisches Nationalmuseum, 3. Dezember 2015 bis 6. März 2016, Nürnberg 2015, S. 252-255.

Johannes PIETSCH und Karen STOLLEIS, Kölner Patrizier- und Bürgerkleidung des 17. Jahrhunderts – Die Kostümsammlung Hüpsch im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Riggisberger Berichte 15, Riggisberg 2008, besonders Kat.-Nr. 16, S. 288-301.