Object of the month

Von Münzen, die Glück bringen

Aus dem Orientalischen Münzkabinett (OMJ) 
Münzbaum / Japan
(Foto Joseph Jeschke)

Heinrich von Siebold, der fast 30 Jahre in verschiedenen Missionen als Diplomat in Japan aktiv war, verkaufte seine umfangreiche Münzsammlung an den Weimarischen Großherzog Alexander. Etwa 1000 ostasiatische Münzen und ein Dutzend japanischer Münzen kamen direkt aus Japan in das damalige Großherzogliche Münzkabinett, dem heutigen Orientalischen Münzkabinett Jena (OMJ).
Im vorindustriellen Japan wurden Münzen gegossen. Münzen aus weniger wertvollem Metall faßte man dabei zu einem Baum zusammen. Nachdem die Rohlinge erkaltet waren, wurden die Münzen abgebrochen und man feilte die Reste noch ein wenig ab. Das überbleibende Material konnte anschließend wieder ververwendet werden.
Unser Objekt war allerdings nie Zahlungsmittel. Daher finden sich auf den Münzen weder ein Wert noch Hoheitszeichen oder ähnliches. Vielmehr handelt es sich um einen Glücksbringer. In der Krone des Münzbaumes ist der Gott Daikoku/Daikokuten abgebildet, wie er auf einem Ballen Reis sitzt. Daikoku erkennt man an seinem schwarzen Hut, dem geschulterten Sack und seinem stets lächelnden runden Gesicht. Auf frühen Darstellungen trägt er auch eine schwarze Haut. Oft sitzt er auf einem Reisballen, gern auch zusammen mit Mäusen. Sowohl Reis als auch die Mäuse symbolisieren Reichtum und Wohlstand. Daikoku ist heute möglicherweise der meist dargestellte Gott des buddhistisch-shintoistischen Pantheons Japans. Allerdings ist die Figur nicht genuin japanisch. Daikoku bedeutet "der große Schwarze". Es ist die japanische Form von Mahakala, des zerstörerischen Aspektes der indischen Gottheit Shiva. Im japanischen Buddhismus wandelte sich der alles verwüstende und menschenfressende Mahakala zum Glücksgott Daikoku.
Die buddhistische Ausrichtung des Glücksbringers zeigt auch die zweite Reihe: Gespiegelt sind beide Münzen mit namu amida butsu beschrieben. Diese Nembutsu oder Nenbutsu genannte Formel ist die japanische Wiedergabe des Sanskritmantras namo amit?bh?ya, etwa "Verehrung dem Buddha Amitabha". Dem Buddha Amitabha (jap. Amida Nyorai) wird besonders in Japan und anderen Ländern Ostasiens gehuldigt. Im Zentrum des Amitabha-Buddhismus steht die Lehre vom "Reinen Land", einem von allen weltlichen Befleckungen freier Ort bzw. Geisteshaltung. Um in dieses Reine Land zu kommen, bedarf es lediglich des aufrichtigen Glaubens an Amitabhas Gnade. Dieser Glaube drückt sich in der Anrufung seines Namens im Nembutsu aus.
Während sich in der dritten Reihe wieder zwei Münzen mit Darstellungen des Daikoku finden, zeigt sich in der vierten Reihe Volksglauben: Ein Affe führt ein Pferd. Chinesischer Traditionen folgend, war in Japan die Ansicht verbreitet, dass Affen Pferde beschützen und gesund erhalten können.

Noch bis zum 8. Dezember 2016 werden in der Ausstellung "Weimar - Tokyo und die Jenaer Universität im Kaiserreich" im Universitätshauptgebäude Jena u.a. Wertvolle Objekte aus fünf wissenschaftlichen Sammlungen gezeigt. Dazu gehören auch Münzen, Amulette und Spielmarken wie der hier vorgestellte Münzbaum aus der Sammlung Siebold des Orientalischen Münzkabinetts der Universität Jena.

Inv. Nr. O-0796
Münzbaum
Zeit: unbekannt 
Münzort: unbekannt
Material: Metall
Orientalisches Münzkabinett Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Dirk de Boer/Josef Jeschke