Object of the month

Der Goethe'sche Zwischenkiefer

Anatomische Sammlung - Museum Anatomicum Jenense
Milchgebiss eines Neugeborenen

Am Oberkiefer des Neugeborenen erkennt man gelegentlich Spuren eines bei Tieren deutlich sichtbaren Knochens, der zwischen den beiden Oberkieferknochen (Maxillae) -gleichsam eingekeilt- zu liegen kommt. Insbesondere in der Ansicht auf den vorderen Abschnitt des Gaumens wird deutlich, dass der Zwischenkieferknochen, Os intermaxillare, durch eine quer verlaufende, hinter den Schneidezahn-Anlagen endende Knochennaht (Sutur) von den Oberkieferanlagen des Gaumens getrennt ist. Da der Zwischenkieferknochen die Schneidezähne (Incisivi) des Oberkiefers trägt, wird er auch als Schneideknochen, Os incisivum, bezeichnet. Beim Erwachsenen ist er mit dem benachbarten Oberkieferknochen derart verwachsen, dass keinerlei trennende Knochennähte mehr erkennbar sind. Diese Tatsache veranlasste berühmte Anatomen bis in die Goethezeit, das Vorhandensein des Zwischenkieferknochens beim Menschen und damit dessen Verwandtschaft zum Tier zu bestreiten.
Bei dem Präparat handelt es sich um das Milchgebiss eines Neugeborenen, ein historisches Lehrstück des Leipziger Universitätspräparators Karl Lange, dass im Jahre 1903 für die anatomische Sammlung in Jena käuflich erworben wurde.