Object of the month

Unbekannt: Porträt Wilhelm Kreussler (1597-1673)

Unbekannt: Porträt Wilhelm Kreussler (1597-1673), um 1670, 
Öl/Lw 106,3 x 77,5 cm, 
FSU Jena, Kustodie, InvNr. GP 126

Im Jahr 1828 berichtet Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Karl Wilhelm Goettling seinem Tagebuch von der erfolgreichen Sicherstellung eines Bildes, das im Ringen mit der ursprünglichen Besitzerin vom Fechtboden in die Universitätsbibliothek überführt werden konnte. Darauf soll, so Göttling, der älteste Kreussler dargestellt sein, und sein Porträt, sei, wie auch die der anderen Fechtmeister, „zur Vervollständigung der Bildergalerie des Lehrpersonals auf der hiesigen Academie unerläßlich“.

Der älteste Kreussler, Universitätsfechtmeister und Begründer der Jenaer studentischen Stoßfechtschule, steht dem Betrachter auf dem von Göttling requirierten Gemälde fast frontal gegenüber, eingefasst durch ein gemaltes Oval; seine linke Hand ist würdevoll an die Seite geführt, die rechte ruht auf der knapp am unteren Bildrand gezeigten Stuhllehne. Barhäuptig und nur mit dem durch den Knauf sichtbaren Degen sowie einem Schmuckring am rechten Zeigefinger attributiv bekleidet, trägt er schwarzes Wams mit Schlitzärmeln, die das darunter üppig hervorquellende Hemd preisgeben. Ein breiter weißer Eckkragen bildet den Übergang zum bärtigen Gesicht. Diesem ist eine biografische Bildinschrift beigestellt: Herr Wilhelm Kreüßler der Erste Priviligirter Fecht:Meister, ist gebohren Aō 1597 den 21. November, verstorben hier zu Jena, den 17. Jan. Aō 1673.

Der Text nimmt Bezug auf Kreusslers Mitgliedschaft in der Bruderschaft St. Marcus, eine seit dem 15. Jahrhundert kaiserlich privilegierte Fechtergesellschaft, und das ihm 1669 erteilte herzogliche Privileg, das ihm und seinen Söhnen ein Monopol als Fechtmeister in Jena ermöglichte. Unter der Ägide Kreussler wurde das weitverbreitete studentische Fechten erstmals in geordnete Bahnen gelenkt.

Das Bild befindet sich als Leihgabe in der Ausstellung Körperkämpfe. Jenaer Sportgeschichte(n), die ab dem 3. März bis zum 17. Juni  2012 im Stadtmuseum zu sehen sein wird.

Babett Forster