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Von Agricola bis in die Zukunft. Erinnerung an den Vater der Geowissenschaften

Sonderausstellung vom 30. Mai bis 20. November 2024 | Montag und Donnerstag 13 – 17 Uhr, Sonntag nach Vorankündigung, Führungen nach Vereinbarung | Mineralogische Sammlung, Sellierstr. 6 | Eintritt frei (Foto: Jan-Peter Kasper, Uni Jena)

Der Rundgang durch die Sonderausstellung startet mit Georgius Agricola, der als Georg Bauer 1494 in Glauchau geboren wurde. Nach Studien der alten Sprachen, der Medizin, Physik und Chemie in Leipzig, Bologna und Padua und seiner Rückkehr nach Chemnitz beschäftigte sich Agricola ausgiebig mit den Mineralien, Erzen und geologischen Besonderheiten seiner sächsisch-böhmischen Heimat. 

In den zehn Büchern seines Hauptwerkes De natura fossilium fasste Agricola 1546 seine eigenen Beobachtungen und Erkenntnisse sowie das mineralogische und geologische Wissen der damaligen Zeit umfassend zusammen. „Agricola war nicht nur ein typischer Universalgelehrter der Renaissance, er arbeitete mit systematischem, wissenschaftlichem Ansatz und hatte auch eine sehr gute Beobachtungsgabe; er machte sich anhand der Verwendung von Quecksilber bei der Goldgewinnung auch erste Gedanken über die Folgen für die Umwelt“. Neben Agricola lernen die Besucher der Sonderausstellung auch Abraham Gottlob Werner näher kennen, jenen Wissenschaftler, der die Geognosie als Wissenschaft von der physischen und mineralogischen Beschaffenheit der Erde entwickelte und der Mineralogie als eigenständiges Fachgebiet an der Bergakademie Freiberg etablierte. Bei Werner in Freiberg studierten im 18. Jahrhundert viele später berühmte Wissenschaftler, unter anderem Alexander von Humboldt.   

Sächsische Lagerstätten und ihre Schätze

Die Geologie Sachsens ist sehr vielfältig. Von Basalt und Baryt über Lithium, Nickel, Serpentin und Silber bis zu Uran, Wolfram und Zinn reicht das auftretende Spektrum. Schon im 11. Jahrhundert ist der erste Silberabbau im Freiberger Revier verbürgt, über Jahrhunderte sicherte der Silberbergbau den Menschen in der Region Einkommen und Wohlstand. Nicht von ungefähr erhielt die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří 2019 den Welterbe-Status von der UNESCO zuerkannt. 

Silber spielt heute, genau wie Zinn aus Geyer oder Altenberg, Nickel aus Sankt Egidien und Uranerz aus dem Königsteiner Revier, keine Rolle mehr im sächsischen Bergbau. Neuerdings wächst jedoch das Interesse an Bodenschätzen aus dem Erzgebirge wieder, wie der Abbau von Baryt bei Oberwiesental oder von Lithium bei Zinnwald beweist. Eine große aktuelle geologische Karte Sachsens gibt den Interessierten einen guten Überblick. 

Sowohl die historischen als auch die aktuellen Fundstätten werden in der Sonderschau in einzelnen Vitrinen vorgestellt, rund 150 Exponate aus der eigenen Sammlung, aber auch Leihgaben aus dem Lagerstätten-Fundus der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe / Standort Berlin zeigen den Reichtum der geologischen Schatzkammer Sachsens. Erstmals öffentlich zu sehen sind Stücke aus der Privatsammlung Burggraf, die der Mineralogischen Sammlung Jena als Dauerleihgabe vermacht wurden. Dabei sind Anschauungsstücke aus den Lagerstätten im zentralen Erzgebirge, etwa Schwerspate aus Niederschlag, genauso zu bestaunen wie Gesteinsproben aus dem Granulit-Gebirge nördlich von Chemnitz.

Zinnwaldit – ein Stoff mit großer Zukunft 

Ein großes Thema sind die Zinnlagerstätten bei Geyer, Zinnwald und Altenberg. Zinnanreicherungen erfolgten infolge hydrothermaler Aktivitäten in granitoiden Gesteinen, wobei durch Wasser bestimmte Elemente abgebaut und andere angelagert werden. In den sogenannten vergreisten Graniten treten die Zinnerze als dunkle, kleine Einsprenglinge auf. 

In jenem Teil der Ausstellung wird auch auf das jüngste Kapitel sächsischer Bergbaugeschichte verwiesen, den Abbau von Lithium. Weltweit sind Geologen auf der Suche nach abbaufähigen Lagerstätten mit wertvollen Spurenmetallen wie Lithium. Als solche wurden die Vorkommen von Lithium-Glimmer im sächsisch-böhmischen Erzgebirge bei Zinnwald/Cínovec ausgemacht, die als zweitgrößte Lagerstätte Europas gelten. Der Abbau ist noch in der Planungsphase, doch die stattlichen Brocken des silbrig glänzenden Glimmers lassen ahnen, dass Zinnwaldit eine große Bedeutung für die technische Umsetzung der E-Mobilität nicht nur in Deutschland haben kann. 

Die Sonderausstellung „Von Agricola bis in die Zukunft“ ist bis zum 20. November 2024 in der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena, Sellierstraße 6, zu besichtigen. Öffnungszeiten sind montags und donnerstags 13-17 Uhr, sonntags nach Vorankündigung 13-17 Uhr, auch in den Sommer- und Herbstferien. Führungen und Sonderaktionen werden angekündigt unter https://www.minsmlg.uni-jena.de/besucherinformationen

 

Kontakt: 

Dr. Birgit Kreher-Hartmann
Institut für Geowissenschaften der Universität Jena
Mineralogische Sammlung
Sellierstraße 6, 07745 Jena
Tel.: 03641/948714
E-Mail: birgit.kreher(at)uni-jena.de