Ausstellungen und Veranstaltungen

Die Lagerstätte Kamsdorf und ihre Minerale

Sonderausstellung bis 9. März 2020 | Öffnungszeiten Montag und Donnerstag sowie an einem Sonntag im Monat (nach Vorankündigung) von 13-17 Uhr, Eintritt frei | Mineralogische Sammlung, Sellierstraße 6, 07745 Jena |

Über 2 000 Jahre war die Gegend um Kamsdorf ein Zentrum des Bergbaus. Wie archäologische Funde belegen, wurden hier im Südosten Thüringens in der Bronzezeit zunächst Kupfer und später silberhaltige Erze und Eisen abgebaut. Im 20. Jahrhundert geriet vor allem eisenhaltiger Kalkstein in den Fokus, der bei der Verhüttung von Erzen benötigt wird. In den 1960er Jahren schließlich schloss der Untertagebau. Heute gibt es noch Steinbrüche, in denen Kalkstein und Schotter gewonnen werden. Doch während der wirtschaftliche Wert der Lagerstätte sank, ist die wissenschaftliche Bedeutung bis heute enorm. Eine neue Ausstellung in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena stellt den geologischen Reichtum Kamsdorfs in den Mittelpunkt und präsentiert verschiedene Minerale aus der Region.

„Kamsdorf liegt an einer geologisch sehr interessanten Gegend, nämlich im Kontaktbereich zwischen Thüringer Becken und Schiefergebirge“, erklärt Dr. Birgit Kreher-Hartmann, die Kustodin der Mineralogischen Sammlung der Universität Jena. „Hier überlagerten vor etwa 250 Millionen Jahren Gesteine des sogenannten Zechsteins viel ältere Gesteine. Diese Überdeckung besteht aus reinen Karbonatgesteinen. Darunter liegt eine Wechselfolge von Tonschiefern und Grauwacken. Durch weitere geologische Prozesse entstanden zuerst Zerrbewegungen, später tektonische, pressende Bewegungen, die zu Überschiebungen führten. Während der zerrenden Bewegungen wurden Wegsamkeiten für aufsteigende warme Minerallösungen geschaffen. Eisenkarbonate bildeten sich im Kalkstein. Im Kontaktbereich zu den Schiefern und Grauwacken gab es sulfidische Mineralneubildungen. Durch Abtragung oberer Schichten und Austausch mit Oberflächenwasser kam es zu einer tiefgründigen Verwitterung und die jahrhundertelangen Bergbauaktivitäten rund um die Lagerstätte haben ebenfalls ihre Spuren hinterlassen.“

Farbige Sekundärminerale und aktuelle Forschung

Die zahlreichen Erzvorkommen der Gegend haben aber nicht nur wirtschaftlich einen Einfluss ausgeübt, sie wirkten sich auch auf die mineralische Fülle aus. Deshalb zeigen die Ausstellungsmacher neben den Metallen vor allem die Vielfalt – und Vielfarbigkeit – der sogenannten Kupfersekundärminerale in ihrer neuen Schau. „Blauer Azurit und grüner Malachit sowie durch Kobalt pfirsichblütenrosa gefärbte Minerale stechen durch starke Farben hervor“, sagt Kreher-Hartmann. „Außerdem finden sich in der Kamsdorfer Lagerstätte Sinter, die durch den Kontakt mit den genannten Elementen besondere Farben angenommen haben.“ Darüber hinaus sind einige, bei Sammlern sehr beliebte, Sulfide zu sehen.

Doch die Jenaer Geowissenschaftler wollen mit ihrer Ausstellung nicht nur etwas fürs Auge bieten, sondern auch aktuelle Forschung vorstellen. So fließen Ergebnisse der Dissertation von Maria Brey-Funke aus dem Forschungsprogramm Influins (http://www.influins.uni-jena.de/INFLUINS.html) in die Ausstellung ein. Dr. Brey-Funke beschäftigte sich mit Fluiden zwischen dem Grenzbereich Becken-Gebirge und hat sich dabei explizit der Umgebung Kamsdorfs gewidmet.

Fenster in die geologische Vergangenheit

Zudem stellen Kreher-Hartmann und ihr Team auch die Bedeutung der Mineralogischen Sammlung für die Wissenschaft und Lehre heraus. Denn neben Neuzugängen und Leihgaben von privaten Sammlern sind auch Exponate zu sehen, die schon lange in den universitären Magazinen liegen. „Wir haben nicht wenige Stücke – auch in der Ausstellung – die bereits aus der Frühphase der Sammlungsgeschichte, also etwa aus dem frühen 19. Jahrhundert, stammen und dadurch sozusagen ein Zeitfenster öffnen, durch das wir die geologische Vergangenheit der Kamsdorfer Lagerstätte betrachten können“, sagt die Kuratorin. „Denn allein durch die Bergbauaktivitäten hat sich die Landschaft erheblich verändert. So hat es im 19. Jahrhundert noch Vorkommen von sogenannten Fahlerzen, wie etwa Tetraedrit, gegeben, die heute kaum noch zu finden sind, sich aber durch unsere Sammlung zweifelsfrei nachweisen lassen.“ Sammlungen wie die der Universität Jena seien deshalb sehr wertvoll für hochaktuelle Forschung.