Ausstellungen und Veranstaltungen

Aufgesammeltes

Sonderausstellung ab 16. Mai bis 15. Oktober 2018 | Mineralogische Sammlung, Sellierstraße 6, 07745 Jena | Eintritt frei 

Was suchten die Glasmacher aus Venedig im 17. und 18. Jahrhundert in Thüringen? Was wurde mit dem Stubensand gemacht und wer weiß, was Thüringer Marbeln sind? Diese und eine ganze Menge mehr Fragen beantwortet die Ausstellung "Aufgesammeltes", die am 16. Mai um 19 Uhr in der Mineralogischen Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena ihre Pforten öffnet. Die Schau vereint rund 150 Exponate aus dem eigenen Bestand, der zu den ältesten und größten an deutschen Universitäten zählt. In natura und Bild gezeigt sowie in Text erläutert werden ausschließlich Thüringer Funde, wobei geografisch der Schwerpunkt auf der Region Jena sowie dem Thüringer Schiefergebirge und dem Thüringer Wald liegt. "Es ist eine regionale, populäre Ausstellung, die nach entsprechender Befragung aus den Wünschen der Besucher entstanden ist", erläutert Dr. Birgit Kreher-Hartmann, Leiterin der am Institut für Geowissenschaften angesiedelten Sammlung. “Dabei stellen wir Thüringen nicht streng mineralogisch vor. Vielmehr haben wir Minerale, Gesteine und geologische Ereignisse ausgewählt, zu denen man Geschichten erzählen kann.

Von natürlichen Reinigern und steinernem Spielzeug

Wie jene von den eingangs erwähnten venezianischen Glasmachern, denen es die sehr reinen Manganoxide - auch Glasmacherseife genannt - angetan hatten, die u. a. um Ilmenau, Schmalkalden und Friedrichroda abgebaut wurden. Sie benötigten das schwarze, seidig glänzende Erz, das man noch bis in die 1920er Jahre auch in die USA exportierte, um ihr weltberühmtes Muranoglas auf chemischem Weg zu entfärben. Wie dieses kennt auch jeder den Stubensand. Der sowohl unter wie über Tage abgebaute feine Sandstein diente noch bis vor etwa 100 Jahren als Scheuersand zum Reinigen von Holz- und Steinfußböden, aber auch von Holzbottichen, in denen Milchprodukte gelagert wurden. Und die vielgestaltigen, teils schlichten, teils bunt bemalten Thüringer Marbeln (Murmeln) aus Kalkstein werden ältere Besucher an ein Spielzeug aus Kindertagen erinnern, den jüngeren vor Augen führen, dass man auch ohne Smartphone und Computer Spaß haben kann.

Dann ist da noch die Jenaer Studentenrutsche. Diese geologische Störung in den Muschelkalkschichten der Kernberge entstand durch Erosion. Früher nutzten Studenten diese Rinne oft für Mutproben, indem sie auf dem Hosenboden sitzend über das Geröll nach unten rutschten. Sehr Kaolin-reich ist eine Buntsandstein-Varietät. Der zum Herstellen des "weißen Goldes" notwendige Stoff kommt u. a. bei Kahla vor, das ihm die Ansiedlung der bis heute existierenden Porzellanfabrik verdankt. Bekannt ist die Region Jena auch durch seine 1816 entdeckten und bis 1930 abgebauten Coelestin-Vorkommen. Der Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849) versuchte, mit dem strontiumhaltigen Mineral eine bessere Lichtbrechung und damit höhere Brillanz von Glas zu erreichen. Aber es diente auch dazu, bei der Zuckerproduktion der Melasse eben diesen Zucker zu entziehen.

Schau für interessierte Laien sowie Experten

Mit Schiefer präsentiert die Ausstellung, die sich sowohl an interessierte Laien als auch Experten wendet, ein metamorphes Gestein in seiner vielfältigen Verwendung vom Material zum Dachdecken bis hin zu Griffel und Schiefertafel. Goldnuggets aus Saale und Schwarza können die Besucher der Ausstellung ebenso in Augenschein nehmen wie eine Auswahl verschiedener Ausformungen des Thuringit, einem glimmerartigen, besonders eisenhaltigen Mineral, das u. a. um Saalfeld vorkommt.

Auch mit verschiedenen Ausformungen von Molybdänit wartet die Schau auf. Das bleigrau bis violette Mineral stammt aus dem Granit vom Henneberg bei Wurzbach. Neben Graphit wichtigste Grundlage für mineralische Schmiermittel und auch als Stahlveredler eingesetzt, gelangte der seit 1927 betriebene Steinbruch in den 50er Jahren auch ins Visier der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft (SDAG) Wismut, die im Osten Thüringens und in Sachsen Uranerz abbaute. Doch die Molybdänit-Vorkommen waren letztlich nicht so groß, dass sich ein Abbau lohnte.