Objekt des Monats

Steine, die vom Himmel fallen

Aus der Mineralogischen Sammlung: Meteorit von Pohlitz

„In der Nacht des 12. Oktober (die dem Morgen des 13 voranging, an welchem der Meteorstein bei Pohlitz niederfiel) beobachtete zwischen 11 und 12 Uhr ein Einwohner in Hartmannsdorf folgendes am Horizont. Es erschien (schreibt er) zwischen Abend und Mitternacht (=zwischen Westen und Norden) am Himmel ein großer weißer Flecken. Im Moment bildete sich um ihn herum ein schwarzer Damm, in Form eines abgestumpften Berges. Ich hörte zugleich lautes Zischen und in diesem Augenblicke stiegen aus dem Berge weiße Massen, in Gestalt von Türmen, in übernatürlicher Höhe empor. Sie verschwanden schnell, doch kamen immer wieder neue und mehrere und über ihnen zeigte sich endlich eine Art Sternschnuppe, in Form eines Feuerrades, das die ganze Gegend hell erleuchtete. Das Ganze erlosch endlich und sank in weißen Klumpen zusammen, der wiederum einen Augenblick die Nacht erhellend erzuckte.“ (Geraische Zeitung Nr. 166, 25. Oktober 1819)

Die oben stehende Pressemeldung beschreibt den Fall des Meteoriten von Pohlitz im Oktober 1819 durch einen Augenzeugen. Alleine, dass es sich um einen beobachteten Fall im gut bewachsenen Mitteldeutschland handelt, wertet den Meteoriten auf. Es handelt sich bei dem Pohlitz um einen L5 Chondriten, also einen Steinmeteoriten. Der gesamte Meteorit wird auf ca. 3 kg Gewicht geschätzt; sechs größere Bruchstücke davon befinden sich in Berlin, Gera, Wien, Budapest, Jena und Tübingen.
Hervorragend ist an dem Stück die Glasader aus Maskelynit, welche durch den hohen Druck von bis ca. 500 kbar und die hohen Temperaturen von bis ca. 2000°C beim Eintritt in die Erdatmosphäre gebildet wurde, ebenso ist an dem abgebildeten Bruchstück die schwarze Schmelzkruste gut zu erkennen.

Das 200 jährige Falljubiläum des Pohlitzer Meteoriten im Oktober 2019 war Grund für eine Sonderausstellung im Naturkundemuseum Gera zu diesem Thema:"Der Stein, der vom Himmel fiel - Zum 200-jährigen Fall-Jubiläum des Pohlitzer Meteoriten". Die Mineralogische Sammlung hat für die Ausstellung bis zum 22. März 2020 zehn Meteorite entliehen, u.a. dieses abgebildete Stück.

Vor 200 Jahren gefallen, gelangte dieses Stück Pohlitzer Meteorit in den Besitz des Kommerzienrates und Fabrikanten Dr. h.c. Moritz Rudolf Ferbers (1805 bis 1875). Ferber lebte in Gera, er wurde aufgrund seiner kristallographischen Arbeiten zum Ehrendoktor der Universität Jena ernannt. Die Jenaer Mineralogie unterstützte er mit Geschenken bereits zu Lebzeiten, er diente der Societät für die gesammte Mineralogie als Präsident von 1871 bis 1875 und seine umfängliche private Mineraliensammlung wurde 1951 von der Universität Jena angekauft. Gemeinsam mit weiteren 59 Meteoriten kam so dieses Stück Pohlitzer Meteorit in die Mineralogische Sammlung der Friedrich-Schiller-Universität Jena.    

Mineralogische Sammlung
Meteorit von Pohlitz
7.5 x 5.3 x 3.2 cm; 202 g;
Inv-Nr.: M5027

Dr. Birgit Kreher-Hartmann