Objekt des Monats

Jagd auf den Grönlandwal

Aus der Sammlung des Phyletischen Museums:
Walschulterblatt, 1646
(Foto Wolfgang Bruhm)

Das rechte Schulterblatt stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Es gehört zu den ältesten und bedeutendsten Objekten der Sammlung des  Phyletischen Museums. Das Stück wurde entgegen seiner ursprünglichen anatomischen Lage für die Bemalung »auf den Kopf gestellt«. Oben ist die Jahreszahl der Bemalung zu erkennen; sie stammt aus dem Jahr 1646. Darunter ist ein Medaillon mit der Darstellung eines Weißstorches sichtbar. Es könnte die Hausmarke eines Handelshauses darstellen, möglicherweise aber auch ein Stadtwappen. Die Malerei zeigt Szenen des Walfanges. Bereits um 1611 begann die intensive Jagd auf den Grönlandwal vor Spitzbergen. Die Walfänger wurden von kanonenbestückten Kriegsschiffen begleitet. Auf den Ruderbooten sind die Harpuniere in ihrer Tracht dargestellt. Im Vordergrund schwimmen Wale; zwei der Tiere stoßen Atemluft aus.

Der alt-niederländische Schriftzug am Rand des Schulterblattes heißt: »door gods zorggende hangt vangtmen de walfisch ande noortkant«. Dies bedeutet: »Durch Gottes sorgende Hand fängt man den Walfisch an der Nordkante«. Mit dieser Kante ist vermutlich die arktische Packeisgrenze gemeint.

Die oft lebensgefährliche Jagd auf Wale unter widrigsten Bedingungen entwickelte sich rasch, so dass Grönlandwale bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast ausgerottet waren. Seit 1946 dürfen Grönlandwale nicht mehr gefangen und getötet werden. Nur einigen Inuit (Ureinwohnern der arktischen Region) ist der Walfang für den Eigenbedarf erlaubt. Die Bestände werden heute auf 5.000-8.000 Tiere geschätzt, die vor allem im Nordpazifik leben.

Walschulterblatt, 1646
InvNr. Mam 1940
Maße ca. 114 cm und 114 cm hoch

Dr. Gunnar Brehm