Objekt des Monats

Ein Kessel zur vielfältigen Verwendung

Aus der Sammlung Ur- und Frühgeschichte: Bronzekessel aus dem Gräberfeld von Großromstedt, Lkr. Weimarer Land

Das Objekt des Monats September ist ein Kessel aus Bronze und Eisen.
Bronze und Eisen sind ein Metall.
Der Kessel besteht aus zwei Teilen.
So besteht der Kessel aus einem Unterteil.
Das ist aus Bronze.
Der zweite Teil sind ein eiserner Mündungs-Ring
und zwei bewegliche Trag-Ringe.

Woher stammt der Kessel?

Der Kessel wurde in einem Grab gefunden.
Er wurde als Urne benutzt.
Darin war die Asche eines Mannes.
Der Mann war zwischen 40 – 60 Jahre alt.
In dem Grab fand man noch andere Dinge.
Zum Beispiel fand man Waffen und Waffen-Teile.
Es war typisch für die Zeit und die Region,
dass die Asche von Menschen in Urnen aus Keramik und Metall begraben wurden.
Auch das Waffen in das Grab gelegt worden.
Die Urnen-Gräber waren oft zwischen Elbe und Saale zu finden.
Die Teile aus dem Grab können ab dem 29. September 2020 bis 26. September 2021 
im Kulturhistorischen Museum Mühlhausen angeschaut werden.

Dort gibt es eine Ausstellung.
Darin geht es um "Roms verlorene Provinz. Archäologische Spuren in Thüringen." .
Bevor der Bronze-Kessel als Urne benutz wurde,
war er  wahrscheinlich Gefäß für Speisen oder Getränke.
Das denkt man,
weil der Bronzekessel schon einmal geflickt wurde.
Ein kleiner Teil am Gefäß-Bauch hatte einen Riss.
Darauf wurde das Loch geflickt. Ein kleines Bronzeblech wurde mit vier Nieten befestigt.

Aus welcher Zeit stammt der Kessel?

Gegenstände wie der Kessel gehören zu den altertümlichen Gegenständen.
Sie waren im 1. und 2. Jahrhundert vor Christus in
der vorrömischen Eisenzeit verbreitet.
Später bekamen sie ein eisernes Oberteil.
Sie wurden noch bis in die ältere römische Kaiserzeit gebraucht.
Die Gegenstände wurden geschmiedet und genietet.
An der Form erkennt man,
aus welcher Zeit sie stammen.

So sah der Kessel aus, als er gefunden wurde:

Als der Kessel gefunden wurde,
war er in einem sehr schlechten Zustand.
Nur der obere Gefäß-Teil mit dem Mündungs-Ring war fast vollständig. Das Gefäß-Unterteil war bereits zerbrochen.
Die Gefäß-Wände sind sehr dünn.
Sie sind nur 0,3 – 0,6 mm dünn.
Mit 9 eisernen Bänder im Gefäß-Oberteil und dem Rand wurde der Bronze-Kessel stabil gemacht.
Die erhaltenen Bronze-Bleche zeigen einen bauchigen Gefäß-Körper.
Es sind Bearbeitungs-Spuren auf der Innen- und Außenseite zu sehen. Das Gefäß wurde mit einem Hammer bearbeitet.

Der Fundort Großromstedt:

Zu den wichtigsten archäologischen (altertümlichen) Fundstellen in Thüringen gehört das Gräberfeld von Großromstedt.
Großromstedt befindet sich im Landkreis Weimarer Land.
Der Landkreis Weimarer Land liegt in Mitteldeutschland.

Innerhalb der Forschung der altertümlichen Lehre von Mitteleuropa gibt es den Begriff „Großromstedter Horizont“.
Das ist eine große Zeitspanne.
Sie liegt zwischen dem jüngsten Abschnitt
der vorrömischen Eisenzeit und der beginnenden Kaiserzeit.
An den Fundstücken dort sieht  man die
Prozesse der Veränderung um Christi Geburt.
Das Gräber-Feld befindet sich in der Flur „Auf der Schanze“.
Es wurde von 1907 – 1913 erschlossen.
Die Leitung hatte Gustav Eichhorn.
Er ist ein Begründer der Boden-Denkmal-Pflege in Thüringen.

Er war auch langjähriger Leiter
des Germanischen Museums der Universität Jena.
Die Fund-Stücke des Gräberfeldes sind ein Teil
der Sammlung Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität.
Gustav Eichhorn machte einen großen Teil der Objekte bekannt.
Er zeigte sie der Öffentlichkeit.
Er beschrieb viele der Fund-Stücke in einem Katalog.
Nicht alle von den über 600 Bestattungen konnten
in diesem Katalog berücksichtigt werden.
Seit 1960 wurde der Fund-Ort durch den Einsatz von Pflügen fast vollständig zerstört.
Darum wurde das Material von Gustav Eichhorn neu bearbeitet.
Dieser Aufgabe widmete sich Professor Dr. Karl Peschel.
Seine Auswertung zu dem Material wurde
erst 2017 gedruckt und ist erschienen.
Man kann das als Lebenswerk des ehemaligen Professors bezeichnen.

Der Kessel sowie weitere herausragende Objekte der Sammlung Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie sind vom 29. September 2020 bis 26. September 2021 in der Sonderausstellung „ROMS VERLORENE PROVINZ - ARCHÄOLOGISCHE SPUREN IN THÜRINGEN“ im Kulturhistorischen Museum Mühlhausen zu sehen. 

Aus der Sammlung Ur- und Frühgeschichte:
Bronzekessel aus dem Gräberfeld von Großromstedt, Lkr. Weimarer Land
Mündungsdm.: 29,5 cm
Höhe:erhalten 10,5 cm
Dicke: Gefäßwand: 0,3-0,6 mm, Mündungsring: ca. 11 mm
Material: Bronze mit dunkelgrüner Patina, Eisen stark korrodiert
Farbe: dunkelgrün bis rostbraun
Oberfläche: zahlreiche Treibspuren, von der Bearbeitung mit der Hammerfinne
Datierung: Latène D2 (50 - 15 BC)
Iv.Nr.: 15355 (Kessel 1908, K63)

Literatur:

K. Peschel, Das elbgermanische Gräberfeld Großromstedt in Thüringen. Eine Bestandsaufnahme. RGF 74 (Frankfurt/Main 2017).

K. Peschel, Beobachtungen an zweigliedrigen Kesseln mit eisernem Rand. Alt-Thüringen 29, 1995, 69–94.

K. Peschel, Zur Chronologie und Struktur des elbgermanischen Gräberfeldes Großromstedt. In: F. Horst, H. Keiling (Hrsg.), Bestattungswesen und Totenkult in ur- und frühgeschichtlicher Zeit. Historiker-Gesellschaft der DDR, XIV. Tagung der Fachgruppe Ur- und Frühgeschichte vom 21. bis 23. September 1987 in Neubrandenburg (Berlin 1991) 131–155.

K. Peschel, Ein Spätlatèneschwert mit Schlagmarken aus Großromstedt, Kr. Apolda. Ausgr. u. Funde 9, 1964, 248–250.

G. Eichhorn. Der Urnenfriedhof auf der Schanze bei Großromstedt (Leipzig 1927).

H.-J. Eggers, Der römische Import im freien Germanien (Hamburg 1951).

A. Baldwin, J. Joy, A celtic feast: The iron age cauldrons from Chiseldon, Wiltshire (London 2017).

S. Piggot, Three metal-work hoards of the Roman Period from southern Scotland. Proc. Soc. Ant. Scotland 87, 1952/53, 1-50.

Ph. Kropp, Der Urnenfriedhof von Großromstedt (Ausgrabungen der Jenaer Gesellschaft für Urgeschichte). Zeitschr. Ver. Thüring. Gesch. u. Altkde. N.F.18, 1908, 363-408


Michael Marchert M.A.