Objekt des Monats

Imi Knoebel: An meine Grüne Seite 17, 2006

Imi Knoebel: An meine Grüne Seite 17, 2006, 
Acryl, Aluminium, Kunststofffolie 36,5x25,6x3,0 cm
Kustodie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
 

Im Jahr 2006 erhielt der deutsche Minimal Art Künstler Imi Knoebel die Ehrenpromotion der Friedrich-Schiller-Universität Jena verliehen. Anlässlich dieser Ehrung entstanden Werke aus der Serie An meine Grüne Seite, die der Künstler als Geschenk der Universität vermachte.

Das Bildobjekt An meine Grüne Seite 17 erscheint auf den ersten und frontalen Blick als ein auf drei Formen reduziertes Wandgebilde: Zentral ist eine größere dunkelrote Farbfläche zu sehen, die unten durch eine schmale metallisch glänzende Fläche und oben durch eine dünne hellblaue Linie begrenzt wird. Erst beim Nähertreten an die Seite des Objekts werden seine Einzelteile und damit die fragile Komposition ersichtlich: Die metallene Tafel, mit einer glänzenden Acrylschicht überzogen, steht auf einem in den Raum hinein ragenden Aluminiumsockel und wird von einer dünnen hellblau bestrichenen Kunststofffolie hinterfangen. Die Bildtafel ist dabei leicht nach hinten gekippt, so dass ein schmaler Streifen der Folie, gleich einer Linie, über den oberen Rand hinaus sichtbar wird. Bereits die Beschreibung verdeutlicht die stets wechselnde Betrachtungsweise zwischen Flächigkeit und Räumlichkeit: zwischen oben, darüber, unten, davor, dahinter.

Das dunkelrote Feld ist mit einem pastosen Farbauftrag in vertikaler und horizontaler Linienführung gestaltet, die so eine innere Rahmung der Farbfläche bildet. Die Oberfläche ist glänzend und verändert je nach Betrachterstandort ihre Farbigkeit. Sie oszilliert zwischen einer glänzend roten Farbe bis hin zu einem tiefen Braun. Als reine rote Farbfläche lässt sie sich nur aus der Nähe erkennen; verändert der Betrachter jedoch seine Position, tritt er zurück oder zur Seite, nimmt er jedes Mal die Farbe anders wahr. In einer bildimmanenten Strategie lässt die Farbfläche somit das Bild unbestimmt erscheinen und ruft irritierende Aufmerksamkeit beim Betrachter hervor.

Die Beschreibung macht deutlich, dass sich die Bildobjekte Knoebels aus der Reproduktion heraus nur unzulänglich erschließen. Erst die Betrachtung des realen Objektes und die eigene Bewegung vor Ort eröffnen die zahlreichen Seheindrücke. Gelegenheit, sich dieser Kunsterfahrung auszusetzen, gibt es ab dem 12. Juli 2013 in den Räumen des Kunstvereins Gera, wo in der Ausstellung Serielle Materialität. Imi Knoebel und Peter Roehr weitere Werke Knoebels aus der Kunstsammlung der Kustodie erstmals wieder öffentlich gezeigt damit werden. Vervollständigt wird die Präsentation mit minimalistischen Montagen Peter Roehrs, die, wie auch die Werke Knoebels, sich mit dem klassischen Bildbegriff bzw. dessen Überwindung auseinandersetzen. Damit werden erstmals zwei der bedeutendsten Künstler des deutschen Minimalismus in einer Ausstellung gegenübergestellt.

Babett Forster