Objekt des Monats

Der Beginn der Archäologie in Jena

Die ältesten noch heute überlieferten archäologischen Funde aus Jena (Höhe der Tasse: 4,1 cm - Foto: Ivonne Przemuß) 

Die Anfänge der Archäologie in Jena liegen bereits lange vor der Etablierung einer amtlichen Bodendenkmalpflege oder der Gründung des Germanischen Museum der Universität. Die ersten noch heute überlieferten Funde aus Jena wurden bereits am Ende des 17. Jahrhunderts im sogenannten Fürstengarten, dem heutigen Botanischen Garten, geborgen. Diese kamen bei der Abtragung eines Hügels durch den Hofgärtner Brand auf der oberen Terrasse des Fürstengartens in Richtung Heinrichsberg zu Tage. Er legte dabei „ein heydnisches Grabmahl mit mehreren Urnen und Aschen-Krügen“ frei. Die dabei geborgenen Gefäße wurden nach den Aufzeichnungen von Johann Ernst Basilius Wiedeburg (1733–1789) verteilt, wobei die meisten Gefäße nach Weimar in die Herzogliche Bibliothek kamen und nur wenige in Jena verblieben. Von den in Jena verbliebenen Gefäßen ist heute nichts mehr bekannt. Von den nach Weimar verbrachten Funden haben sich allerdings drei Funde bis heute erhalten. Es handelt sich dabei um zwei kleine Gefäße, eine Tasse und einen Napf aus Keramik sowie ein kleines Bronzeobjekt in Form eines Hundekopfes. Diese wurden zunächst in der Weimarer Bibliothek aufbewahrt, wo sie auch im Zusammenhang mit den archäologischen Tätigkeiten von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) und seinem Schwager Christian August Vulpius erstmals Beachtung fanden und mit einer Zeichnung der Objekte in den „Curiositäten“ veröffentlicht wurden. Mit der Einrichtung des Germanischen Museums der Universität 1863 gelangten die Funde innerhalb der sogenannten Praehistorica-Sammlung der Großherzoglichen Bibliothek als Gründungsbestand an die Universität, wo sie bis heute in der Sammlung Ur- und Frühgeschichte aufbewahrt werden.

Etwa 100 Jahre später wurden auf derselben Fundstelle weitere Objekte geborgen. Vor dem Jahr 1775 wurde eine größere Menge Urnen im Garten des Hof-Büchercommissars Cuno, der sich direkt neben dem Fürstengarten befand, ausgegraben, unter denen sich auch ein kleines Amulett mit Urmenschendarstellung befand. Alle Funde wurden von Cuno als Geschenk in das Kabinett des Hofrats Prof. Dr. Johann Ernst Immanuel Walch gegeben. Über den Verbleib der Objekte ist leider nichts mehr bekannt, lediglich eine kleine Zeichnung des Amuletts hat sich in den Ortsakten der Sammlung Ur- und Frühgeschichte erhalten. Während die beiden erhaltenen Gefäße einen bronzezeitlichen Zusammenhang nahelegen, ist eine zeitliche Einordnung des Hundekopfes mangels vergleichbarer Funde nicht sicher möglich. Das Amulett mit der Urmenschendarstellung scheint hingegen kein ur- und frühgeschichtliches Original zu sein.

Dr. Enrico Paust

Literatur

P. Ettel unter Mitarbeit von E. Paust, I. Przemuß, F. Schneider, Die Sammlung Ur- und Frühgeschichte am Lehrstuhl UFG der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Lehre, Forschung und Ausstellung. Jenaer Schriften zur Vor- und Frühgeschichte, Bd. 9 (Jena/Langenweissbach 2020) 15–17.

Friedrich-Schiller-Universität Jena, Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie mit Sammlung UFG, Ortsakte Jena, Acten des Archivs für prähistorische Fundnachrichten aus Thüringen, Bd. 71, Signatur S Abt. LII, 71; S. 79.

A. Götze, P. Höfer, P. Zschiesche, Die vor- und frühgeschichtlichen Altertümer Thüringens (Würzburg 1909) 305.

J. G. S. Schwabe, Über ein teutsches Amulett. In: J. G. Meusel, Der Geschichtsforscher. I. Teil (Halle 1775) 121–149.

C. A. Vulpius, Curiositäten der physisch – literarisch – artistisch – historischen Vor- und Mitwelt (Weimar 1816) Taf. 9.

J. E. B. Wiedeburg, Beschreibung der Stadt Jena nach ihrer topographisch- politisch- und akademischen Verfassung (Jena 1785) 88.