Objekt des Monats

Bekenntnis in Gold - eine frühe christliche Münze aus Äthiopien

Aus dem Orientalischen Münzkabinett (OMJ): Ezana, um 360 n.Chr.

Das Königreich von Aksum war in der Antike eines von nur vier Königreichen, in denen Goldmünzen geprägt wurden. Diese prestigeträchtigen Münzen waren mehr als ein reines Zahlungsmittel. Sie symbolisierten die Macht des Königs. Auf ihnen wurden, wie auch auf allen anderen Münzen, die Herrscherideologien verbreitet.

Die Münze (Inv. Ezana) dokumentiert einen weltgeschichtlichen Einschnitt. Es ist eine der frühesten Münzen, auf denen ein äthiopische König sich zum Christentum bekennt.Als ʿĒzānā (reg. etwa 345-380) sich um 360 dazu entschloß, Münzen in einem christlich inspirierten Design zu veröffentlichen, herrschte er schon etwa anderthalb Jahrzehnte.

Die frühen Münzen ʿĒzānās gleichen denen seines Vorgängers Ouzana. Beide ließen Gold-, Silber- und Kupfermünzen in ähnlichem Design prägen. Auf den Münzen sind neben Bildnissen des Königs, der entweder mit Krone und Speer oder mit Kopftuch, Tiara und Zweig dargestellt wird, Mondsichel, Morgenstern und Ähre zu sehen. Mit dieser Trias werden Maḥrǝm, das äthiopische Pendant zu Ares, ʿAstar und Mǝdr symbolisiert. Diese Trias entspricht im griechischen Pantheon Ares, Aphrodite und Demeter bzw. Gaia.

Auf späteren Münzen ʿĒzānās verschwinden jedoch recht abrupt die Mondsichel und der Stern. An ihre Stelle tritt ein nun Kreuz. Die Ähre dagegen wird beibehalten. Die häufigsten und vor allem für den lokalen Umlauf bestimmten Kupfermünzen tragen nun neben einem Kreuzschild auch die griechische Aufschrift touto arese te xora, „Dieses [Zeichen = Kreuz] möge dem Land gefallen“. Der Wechsel vom paganen zum christlichen Münzdesign ist um 360 anzusetzten.

Diese Münzprägung markiert nicht nur einen persönlichen Wendepunkt im Leben ʿĒzānās, sondern hatte auch politische und religionshistorischen Folgen. Als in den 380er Jahren  die jemenitische Könige auf der anderen Seite des Roten Meers zum Judentum übertraten, stand Arabien im Spannungsfeld jener zwei monotheistischen Religionen. Dass ungefähr zweihundert Jahre später Muḥammad begann den Islam zu predigen, ist auch als Ergebnis der Monotheistischen Wende in Äthiopien und im Jemen zu verstehen.

Orientalisches Münzkabinett (OMJ):
Ezana, um 360.
Material: Gold

Josef Jeschke

Weiterführende Literatur:
Wolfgang Hahn und Robert Keck, Münzgeschichte der Akßumitenkönige in der Spätantike, Wien 2020, S. 51-55, 64-87.
Wolfgang Hahn, Numismatische Betrachtungen zur Geschichte von Aksum, Wien 2015, S. 28, 34-37.
Wolfgang Hahn, Diener des Kreuzes, in: Money Trend 6, 58-63.
Wolfgang Hahn, Das Kreuz mit dem Abessinierland, in: Mitteilungsblatt des Institus für Numismatik und Geldschichte 18, S. 5-8.
David W. Phillipson, Foundations of an African Civilisation. Aksum and the northern Horn, 1000 BC - AD 1300, Woodbridge 2012, S. 97.