Objekt des Monats

Janus Cornarius (1500–1558)

Unbekannter Künstler (aus Basel, Umkreis Hans Holbein d.J. ?)
um 1535
Öl auf Leinwand
81,0 x 68,0 cm
[spätere] Bildinschrift „IANUS CORNARIUS, MED. D. ET. P.P. OBIIT IENÆ 16. MARTII, 1558.
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Kustodie, GP 218.

Janus Cornarius (1500–1558), auch Johann Haynpol, Hagenbut oder Hanbut genannt

Zur Porträtsammlung der Kustodie gehört das von einem unbekannten Künstler gemalte Bildnis Janus Cornarius‘. Der Gelehrte befindet sich in klassischer Haltung an einem Tisch sitzend oder der Kathedra stehend, wobei sein Oberkörper frontal zur Bildfläche zeigt und der Kopf leicht nach rechts gedreht ist. Sein Blick folgt dieser Drehung aus dem Bild heraus; in der Hand hält er eine Schriftrolle. Dem Gelehrtenstand entsprechend trägt Cornarius einen weiten Mantel mit Pelzbesatz sowie ein Barett. Bis auf die angedeuteten Glieder einer Halskette, die nur etwas unter dem Bart hervortreten, ist der Gelehrte schmucklos und in Haltung und Gestus zurückgenommen dargestellt und folgt damit dem Bildtyps des Humanistischen Gelehrten.

Die Bildinschrift gibt seine Identität preis: Janus Cornarius, Doktor der Medizin und Ordentlicher Professor. Verstorben am 16. März 1558.

Der aus Zwickau stammende Cornarius promivierte sich in Wittenberg zum Doktor der Medizin. Zwischen 1523 und 1557, als er dem Ruf zum Ordinarius an die Jenaer Universität folgte, bereiste er Frankreich, die Niederlande und England und hielt sich zu Studienzwecken längere Zeit bei dem Buchdrucker und Verleger Hieronymus Frobenius in Basel auf. Wohl in dieser Zeit ist auch das Gemäldeporträt von Cornarius entstanden, das stilistisch deutliche Anklänge an die Porträtmalerei Hans Holbeins d.J. zeigt. Dieser war u.a. als Illustrator bei Frobenius in Basel beschäftigt.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1558 war die Universität bestrebt, Bildnisse ihrer Professoren möglichst umfangreich zusammenzutragen und gemeinsam in den Räumen der Bibliothek zu präsentieren. Das Porträt Janus Cornarius‘ kam möglicherweise während seiner kurzen Amtszeit als erster Dekan der Medizinischen Fakultät in den Bestand der Jenaer Universität oder erst nach seinem Tod.

Das Bildnis ist zurzeit im Stadtmuseum in der Ausstellung Kluge Köpfe – Beredte Bilder. Gelehrtenbildnisse aus 450 Jahren Universitätsgeschichte Jena (10.07.-1810.2015) zu sehen.

Babett Forster