Objekt des Monats

Paul Pfurscheller: Musca domestica (Stubenfliege)

Paul Pfurscheller: Musca domestica (Stubenfliege). Tab. 31 (Foto Jan-Peter Kasper/FSU Jena)

Paul Pfurscheller: Musca domestica (Stubenfliege). Tab. 31

Inv. Nr. 00027

Maße: 135 cm  x 128 cm

Material: Farblithographie auf Leinwand

Herstellungszeit: ca. 1920

Sammlung der Arbeitsgruppe Biologiedidaktik

Historische  Wandtafeln  und  Modelle  aus  der  Sammlung  der  Arbeitsgruppe  Biologiedidaktik  werden  noch  bis  zum  10.  Juni  2012  im  Stadtspeicher  Jena  in  der  Ausstellung  „Tierische  Bilder.  Wandtafeln  und  Modelle  mit  Geschichte,  zeitgenössische  Aquarelle“  präsentiert.

Die „Stubenfliege“ gehört zu einer Serie außergewöhnlich ästhetischer zoologischer Wandtafeln, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Paul Pfurscheller (1855-1927), einem Wiener Botaniker, gezeichnet wurden. Auf diesem Tafeln ist meist eine großformatige Darstellung zentral angeordnet, bei der Äußeres eines Organismus und die Organlage wie bei einer Präparation gleichermaßen sichtbar sind. Diese Zeichnungen gehen auf eigene Präparationen und Beobachtungen Pfurtschellers zurück. Dieser richtete sich mit seiner Tafelserie explizit nicht nur an Universitäten, sondern auch höhere Schulen (Gymnasien). Zwischen 1903 und 1927 entstanden insgesamt 39 von etwa 70 geplanten Tafeln, die letzte wurde kurz nach Pfurtschellers Tod vollendet.

Mit seiner Serie folgte Pfurscheller einem neuen Trend, hochwertige und anspruchsvolle Lehrmittel für den Schulgebrauch zugänglich zu machen. Entsprechend positiv war auch die Aufnahme in zeitgenössischen Rezensionen. Der berühmte Biologe und Pädagoge Otto Schmeil (1860-1943) schrieb 1904 zu den ersten Tafeln Pfurschellers:

„Es ist wirklich ein Genuss, diese Bilder, die künstlerisch und — wenn ich so sagen darf — pädagogisch vollendet sind, zu betrachten! Hoffentlich finden sie immer mehr in den Schulen Eingang!“ (Schmeil 1904)

Pfurtschellers Tafeln waren wie viele andere deutschsprachige Serien — etwa Rudolfs Leuckarts (1822-1898) „Zoologische Wandtafeln“ oder eben auch Schmeils „Wandtafeln für den botanischen Unterricht“ — international verbreitet und lassen sich noch heute an vielen Hochschulstandorten nachweisen.

Die abgebildete Tafel zur Stubenfliege ist 2011 als eine von insgesamt 330 historischen Wandtafeln aus dem Bestand des Institutes für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena in die Lehrmittelsammlung der Arbeitsgruppe (AG) Biologiedidaktik übernommen worden. Die zoologische Wandtafelsammlung wird derzeit gemeinsam mit den schon zahlreich vorhandenen Wandtafeln und auch Modellen der Lehrmittelsammlung museal erfasst. Die resultierende Datenbank soll Ausgangspunkt eines eigenständigen Forschungsprojektes zu Lehrmittelproduktion, -vertrieb und -rezeption sein, welches gerade in Vorbereitung ist.

Die historischen Lehrmittel der AG Biologiedidaktik sind aufgrund jahrzehntelanger Nutzung teilweise stark beschädigt. Noch bis etwa Mitte des Jahres führt eine angehende Restauratorin der Fachhochschule Erfurt, Fachbereich Konservierung & Restaurierung, eine Schadbildanalyse im Bestand der Wandtafeln des Institutes für Spezielle Zoologie durch. Im Anschluss wird die Stubenfliege, die ein ausgesprochen stark ausgeprägtes Schadbild mit einem großen Riss und Wasserschäden aufweist, als eine Art 'Pilotprojekt' restauriert. Dies findet im Rahmen einer Diplomarbeit statt, da solche Restaurierungsmaßnahmen an historischen Wandtafeln bisher kaum dokumentiert wurden.

Michael Markert

Schmeil, O.: „Pfurtscheller, P. Zoologische Wandtafeln“. Natur und Schule. Zeitschrift für den gesamten naturkundlichen Unterricht aller Schulen 3 (1904): 505.