Objekt des Monats

Großes Zeiss-Mikroskop Stativ IIIca Nr. 73271 von 1920

Das große Zeiss-Mikroskop Stativ IIIca Nr.  73271 (Foto: Konstantin Enders)

Mikroskop von Carl Zeiss Jena, Stativ IIIca, Seriennummer 73271, hergestellt im Jahre 1920 und am 09.01.1931 nach erfolgter Reparatur an das Abbeanum zurück geliefert. Es ist aus klar und schwarz lackiertem bzw. vernickeltem Messing und Bronze sowie Stahl gefertigt. Das Gerät verfügt über eine Grobverstellung mit Zahn und Trieb. Hinter dieser ist ein Schlitten mit der Feinbewegung nach Berger angeordnet.

Die erstmals beim Stativ Ph für mikrofotografische Arbeiten und weitem Tubus 1898 eingeführte Mikrometerbewegung nach Berger übertrifft die ältere Form der Feintriebe an Feinheit beträchtlich. Der Triebknopf ist mit einer Teilung versehen, deren Intervall 0,002 mm entspricht. Zudem wurde der Grob- und Feintrieb hier erstmals achsparallel ausgeführt, was eine wesentliche ergonomische Optimierung darstellte. Die neue Stativform zeichnet sich dadurch aus, dass zur bequemen Handhabe die obere Partie als Griff ausgebildet ist. Der Feintrieb ist daher gegen mechanische Belastung beim Transport geschützt. All dies führte dazu, dass diese Konstruktion ein Vierteljahrhundert erfolgreich angeboten wurde. 1902 wurde das hier gezeigte Mikroskopstativ mit dem Tubus regulären Durchmessers als Forschungsinstrument vorgestellt. Der Katalog “Mikroskope und mikroskopische Hilfsapparate Nr. 32“ aus dem Jahr 1912/13 beschreibt das Stativ als für die „anspruchsvollsten Arbeiten hervorragend geeignet“. Das Instrument verfügt über einen vereinfachten Kreuztisch mit zwei 120° zueinander versetzten Stellschrauben, um die Probe auf dem Tisch um 10 mm gegen eine Feder zu bewegen.

Beleuchtet wird die Probe über einen vollständigen Abbeschen Beleuchtungsapparat mit einem Kondensor von n.A. 1,2. Bestückt ist das Mikroskop mit den drei Trockenobjektiven aa (6x), D (38x, 0.65) und DD (37x, 0.85) sowie den beiden Objektiven für homogene Immersione 1/7“ (45x, 0.90) - und 1/12“ (90x, 1.25). Das Objektiv homogene Immersion 1/12“ wurde im Jahre 1877 eingeführt und verhalf seinen Anwendern in der Bakteriologie zu zahlreichen bedeutenden Durchbrüchen. Das System "Homogene Immersion 1/7" ist ein 1914 eingeführtes Objektiv, welches den Workflow des systematischen Durchsuchens von mikroskopischen Proben erleichterte. Die Untersuchung mancher Proben erfordert nämlich einen häufigen Wechsel zwischen mittelstarken Vergrößerungen, wie sie Trockensysteme mit großer Apertur ermöglichen, und starken Vergrößerungen, die die Ölimmersionen erlauben. Dabei empfanden es die Beobachtenden als besonders störend, vor dem Wechsel zum Trockensystem immer wieder das Immersionsöl von der Probe zu entfernen. Die homogene Immersion 1/7“ erlaubte erstmals den raschen Wechsel unter Verwendung des Immersionsöls bei beiden Vergrößerungen.

Timo Mappes & Danny Engelhardt

Literatur:

W. Mehliss: 100 Jahre Entwicklung im Zeiss-Mikroskop-Stativbau; Jenaer Jahrbuch 1953, Jena, 1953.

Carl Zeiss Jena: Zeiss Mikroskope und Nebenapparate Ausgabe 35, Jena, 1912.