Akten Thomas Münzers, der Bauern in Frankenhausen, der Stadt Mühlhausen und der Bauern vor Eisenach - 009r
[Bl. 9r]
Meyn willen z c uvor. Der Schreiber verwendet die Schreibweisen ‚cz‘ und ‚z‘ uneinheitlich. Mir kumpt glauplich fur, wie das ir euch vorsamlet, die obrigkeytt z c u vordrugken. Nun sollet ir sonnder z c weyffel, so ir annders christen seyn wolt, des nhamen ir euch auch anmasset, wol wissen, das z c weyerley reich seynnt : Gottes unnd weltlich. Gottes reich wirdt durch den geist regirt, darinnen nichts anders dan glauben, leyden, lieben unnd seinem nhesten wolthun ist, auch alle rottung unnd auffrur verpotten unnd ganntz vom weltlichenn abgescheyden. Das weltlich reich aber wirdt durch die obrigkeytt nach Gottes verordenunge regirt, zu friede den guthen und z c u straff den boesenn, wider welche sie auch das schwerdt als eyne racheryn treget, den man auch geschos Geschoss = Steuer, Zins, Geldabgabe. unnd annders zu unnterhaltung aus gotlichem bevelh z c u reichen schuldigk, wie dann solchs durch gotliche schrifft genugsam aus gedruckt. Nun will ich mich ye nicht vorsehen, das es eur gemuthe unnd meinungk sey, der obrigkeytt unnd Gottes ordenunge zcu widerstrebenn. Dan wer der obrigkeytt widerstrebt, der widerstrebt Gottes ordenunge. Wie dan solchs der apostell Paulus zcu den romern am drey t zehenden , zu Tito Römer 13, 1–4: <hi class="color(#000000)"/>Jederman sey unterthan der Oberkeit, die gewalt uber in hat. Denn es ist keine Oberkeit, on von Gott. Wo aber Oberkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nu wider die Oberkeit setzet, Der widerstrebet Gottes ordnung. Die aber widerstreben, werden uber sich ein Urteil empfahen. Denn die Gewaltigen sind nicht den guten wercken, Sondern den bösen zu fürchten. Wiltu dich aber nicht fürchten fur der Oberkeit, so thue gutes, so wirstu lob von derselbigen haben. Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zu gut. Thustu aber böses, so fürchte dich. Denn sie tregt das Schwert nicht umbsonst. Sie ist Gottes Dienerin, eine Racherin zur straffe uber den, der böses thut. am dritten Titus 3, 1–2: <hi class="color(#000000)"/> Erinnere sie , das sie den Fürsten u nd der Oberkeit u nterthan u nd gehorsam seien , Zu allem guten werck bereit seien , Niemand lestern , nicht haddern , Gelinde <hi class="color(#000000)"/> seien , alle sanfftmütigkeit beweisen , gegen allen Menschen. [Marginalie: <hi class="color(#000000)"/> Das sind , die alle ding zum besten keren u nd deuten oder annemen .] Denn wir waren auch weiland u nweise , u ngehorsam , i rrige , dienend den lüsten u nd mancherley wollüsten , u nd wandelten in bosheit u nd neid , u nd hasseten u ns u nternander. unnd in der ersten epistel Petri am anndern capitel 1 Petrus 2, 13–14 : S e id u nterthan aller menschlicher Ordnung , umb des He rrn willen . Es sey dem Könige als dem Obersten oder den Heubtleuten als den gesandten von i m . Zur rache uber die u beltheter , <hi class="color(#000000)"/> u nd zu lobe den Frumen. solchs [sic!] <hi class="color(#000000)"/> clar ausgedruckt unnd durch unnsern
[Bl. 9r]
Meinen [guten] Willen zuvor. Mir wird glaubwürdig berichtet, dass Ihr Euch versammelt, um die Obrigkeit zu beseitigen. Nun sollte Euch zweifellos – wenn Ihr überhaupt Christen sein wollt, welchen Namen Ihr Euch anmaßt – wohlbekannt sein, dass es zweierlei Reiche gibt: Gottes Reich und das weltliche Reich. Das Reich Gottes wird vom Geist regiert, darin gibt es nichts anderes als Glauben, Leiden, Lieben und Wohltaten gegenüber seinem Nächsten; darin sind auch alle Zusammenrottung und aller Aufruhr verboten und es ist ganz vom weltlichen Reich abgeschieden. Das weltliche aber wird nach der Festsetzung Gottes von der Obrigkeit regiert, um den Guten Frieden zu verschaffen und den Bösen Strafe. Gegen die letztgenannten trägt sie auch das Schwert, um zu strafen. Der [Obrigkeit] ist man auch aus göttlichem Befehl schuldig, Steuer und anderes zu ihrer Unterstützung zu geben, wie solches in der göttlichen Schrift hinreichend dargelegt wird. Nun will ich nicht hoffen, dass es etwa Eure Meinung und Absicht sei, Euch der Obrigkeit und Ordnung Gottes zu widersetzen. Denn wer sich der Obrigkeit widersetzt, widersetzt sich der Ordnung Gottes, wie das von dem Apostel Paulus im 13. Kapitel des Römerbriefs Römer 13, 1–4: Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet. Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu. Denn vor denen, die Gewalt haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr erhalten. Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut. und dritten Kapitel des Titusbriefs Titus 3, 1–3: Erinnere sie daran, dass sie der Gewalt der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allem guten Werk bereit, niemanden verleumden, nicht streiten, gütig seien, alle Sanftmut beweisen gegen alle Menschen. Denn auch wir waren früher unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, waren mancherlei Begierden und Gelüsten dienstbar und lebten in Bosheit und Neid, waren verhasst und hassten uns untereinander. und im zweiten Kapitel des ersten Briefs des Apostels Petrus, 1 Petrus, 2, 13–14: Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind, zur Bestrafung der Übeltäter, und zum Lob derer, die Gutes tun. klar dargelegt und von unserem