Tagebuch_2_06_054
Titel:
Tagebuch_2_06_054
Erwähnte Person:
Ereignisse:
Tihrān→Teheran - 1868-01-04 (sicher)
Datierung (individuell):
1868-01-04
Objekttyp:
Handschriften
Projektklassifikation:
Haussknecht Reisetagebuch
Seitenbereich:
054
Besitzende Institution/Datengeber:
tei_body$<item n="main"><anchor type="b" ana="regID_N.lemID_66" xml_id="NidB66" class="joTeiKritikPopover-text" title="Z1-43: Übersetztes und paraphrasiertes Zitat" data-ana="" data-content="">1 Fortsetzung der Geschichte der <anchor type="b" ana="regID_8.lemID_3989" xml_id="TidB32337" data-toggle="joTeiPopoverh" title="Babis" data-ana="regID_8.lemID_3989" data-content="">Babi’s</anchor><anchor data-toggle="joTeiPopoverh" ana="regID_8.lemID_3989" data-ana="regID_8.lemID_3989" >P</anchor> siehe 14. December 67.
2 Unterdessen hatte Nasredin völlig Besitz von der Regirung genommen. Hadji
3 Mirsa Agassy mußte sich nach Kerbela zurückziehen, während sein Nachfolger
4 Mirsa Taghy Chan, Emir Nizam, das Land in kurzer Zeit in Ordnung zu
5 bringen hoffte. Er schloß die Kaffees und um die Gewohnheit sich am hellen
6 Tage im Stadtviertel des Thores Dulab zu tödten, zu verhindern, was durch
7 die Makui’s Kurden eingeführt war, ließ er mehrere dieser Mörder in die
8 Mauer der Moschee Abdul Asims einmauern und ließ ihnen durch Seile mit Pferden
9 bespannt den Kopf abreißen. Die Großen Masenderans erhielten Auftrag, die
10 Geschichte der Babis so schnell als möglich zu beenden. Bei ihrer Rückkehr riefen
11 sie alles Volk zusammen, um das Schloß der Babi‘s anzugreifen. Von Sari [KK3 oben rechts: nicht] brach man
12 im Larthale [KK3 oben rechts: Gebirgszug Lâr] aufwärts bis Lar [KK3 oben rechts: nicht]. Hier kamen noch mehr Truppen dazu, bis man
13 endlich das Schloß erreichte, Scheik Tebersy. Die Garnison hatte sich ins Innre
14 zurückgezogen, alles blieb still. Man grub einen Graben und stellte Tyfank-
15 dschis hinein, die den ganzen Tag gegen die Mauern feuerten, aber ohne Wirkung,
16 so daß den Abend beide Parthien ruhig schlafen gingen. Aber vor Tagesanbruch öffnete
17 Mullah Hussein [Buschrewyeh?] eine seiner vielen geheimen Thüren und griff rasch die tief einge-
18 schlafnen Leute des Kudar heftig an, als er von einer andern Abtheilung stark
19 beschossen wurde, aber er stürzte sich auch auf diese, als sich ein junger Afghane auf
20 ihn stürzte, den er aber mit dem Schwerte zusammen hieb. Dieser Kampf entschied sich für
21 die Babis. Der Anführer Aga Abdullah wurde getödtet nebst 30 der
22 <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB1778" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">S</anchor>Teinigen, so daß alles Heil in der Flucht suchte und sich aufs Dorf Fera [KK3 oben rechts: nicht] stürzte,
23 aber die Babis verfolgten sie und nichts wurde verschont, bis endlich das Feuer
24 die Häuser verzehrte. Die wenigen übrig gebliebnen Einwohner zerstreuten sich in
25 Masenderan und verbreiteten überall durch ihre exaltirten Erzählungen Schrecken
26 und Furcht. Der Emir Misam gerieth bei der Mittheilung in heftigen Zorn und sandte
27 den Prinzen Mehdy Kule Mirsa mit außerordentlicher Vollmacht ab. Dort ließ er den
28 Abbas Kule Chan, Chef von Laredjan, vom Larthale herabkommen mit seinem Tribus
29 und bald war eine kleine Armee versammelt bei Amol. Beim Anblik dieser Menge
30 hob sich der Muth wider. Man suchte die Babis und mußte nun hochgelegne Gebirgs-
31 pfade überschreiten. Von Amol abgereist, wo die Granaten erblühten, wurde
32 man plötzlich von dichten Nebel überfallen in den Defiläs, der sich bald in Schnee
33 umwandelte. Ohne an die Expedition zu denken, zerstreute man sich, um Schutz
34 vor dem Unwetter zu suchen. Aber Mullah Hussein [Buschrewyeh?] und Hadji Mohamed
35 Ali überwachten die Bewegungen des Feindes. Sie rechneten auf den Sturm, denn
36 es war dessen Saison. Am 15. des Monats Sefer verließ er sein Schloß mit 300
37 Leuten und stürzte sich auf den Rücken der königlichen Armee, die das nicht erwartet
38 hatte und sich zerstreut hatte, aber namtlich ins Dorf Daskes [KK1 oben rechts: nicht], ganz in den Bergen,
39 zurückgezogen hatten, wo auch der Prinz sich niedergelassen hatte. Den unterwegs begeg-
40 nenden Leuten der königlichen Armee wurde gesagt: es sind Leute des Abbas Kuli Chan
41 von Laredjan, der uns zu Eurer Hülfe schickt und selbst mit mehr Mann nach-
42 kommt. So schwand aller Verdacht und ungestört kamen sie im Dorfe Daskes
43 an, wo ebenso ausgesagt wurde. In der Nacht wurde das Haus des schlafenden Prinzen besetzt,</anchor><span title="Notiz" class="icon_notiz" data-toggle="joTeiKritikPopover" data-content="Gobineau, Arthur de. Les religions et les philosophies dans L’Asie centrale. Paris: Didier, 1866.
S. 195-202. (CK)">N</item>
2 Unterdessen hatte Nasredin völlig Besitz von der Regirung genommen. Hadji
3 Mirsa Agassy mußte sich nach Kerbela zurückziehen, während sein Nachfolger
4 Mirsa Taghy Chan, Emir Nizam, das Land in kurzer Zeit in Ordnung zu
5 bringen hoffte. Er schloß die Kaffees und um die Gewohnheit sich am hellen
6 Tage im Stadtviertel des Thores Dulab zu tödten, zu verhindern, was durch
7 die Makui’s Kurden eingeführt war, ließ er mehrere dieser Mörder in die
8 Mauer der Moschee Abdul Asims einmauern und ließ ihnen durch Seile mit Pferden
9 bespannt den Kopf abreißen. Die Großen Masenderans erhielten Auftrag, die
10 Geschichte der Babis so schnell als möglich zu beenden. Bei ihrer Rückkehr riefen
11 sie alles Volk zusammen, um das Schloß der Babi‘s anzugreifen. Von Sari [KK3 oben rechts: nicht] brach man
12 im Larthale [KK3 oben rechts: Gebirgszug Lâr] aufwärts bis Lar [KK3 oben rechts: nicht]. Hier kamen noch mehr Truppen dazu, bis man
13 endlich das Schloß erreichte, Scheik Tebersy. Die Garnison hatte sich ins Innre
14 zurückgezogen, alles blieb still. Man grub einen Graben und stellte Tyfank-
15 dschis hinein, die den ganzen Tag gegen die Mauern feuerten, aber ohne Wirkung,
16 so daß den Abend beide Parthien ruhig schlafen gingen. Aber vor Tagesanbruch öffnete
17 Mullah Hussein [Buschrewyeh?] eine seiner vielen geheimen Thüren und griff rasch die tief einge-
18 schlafnen Leute des Kudar heftig an, als er von einer andern Abtheilung stark
19 beschossen wurde, aber er stürzte sich auch auf diese, als sich ein junger Afghane auf
20 ihn stürzte, den er aber mit dem Schwerte zusammen hieb. Dieser Kampf entschied sich für
21 die Babis. Der Anführer Aga Abdullah wurde getödtet nebst 30 der
22 <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB1778" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">S</anchor>Teinigen, so daß alles Heil in der Flucht suchte und sich aufs Dorf Fera [KK3 oben rechts: nicht] stürzte,
23 aber die Babis verfolgten sie und nichts wurde verschont, bis endlich das Feuer
24 die Häuser verzehrte. Die wenigen übrig gebliebnen Einwohner zerstreuten sich in
25 Masenderan und verbreiteten überall durch ihre exaltirten Erzählungen Schrecken
26 und Furcht. Der Emir Misam gerieth bei der Mittheilung in heftigen Zorn und sandte
27 den Prinzen Mehdy Kule Mirsa mit außerordentlicher Vollmacht ab. Dort ließ er den
28 Abbas Kule Chan, Chef von Laredjan, vom Larthale herabkommen mit seinem Tribus
29 und bald war eine kleine Armee versammelt bei Amol. Beim Anblik dieser Menge
30 hob sich der Muth wider. Man suchte die Babis und mußte nun hochgelegne Gebirgs-
31 pfade überschreiten. Von Amol abgereist, wo die Granaten erblühten, wurde
32 man plötzlich von dichten Nebel überfallen in den Defiläs, der sich bald in Schnee
33 umwandelte. Ohne an die Expedition zu denken, zerstreute man sich, um Schutz
34 vor dem Unwetter zu suchen. Aber Mullah Hussein [Buschrewyeh?] und Hadji Mohamed
35 Ali überwachten die Bewegungen des Feindes. Sie rechneten auf den Sturm, denn
36 es war dessen Saison. Am 15. des Monats Sefer verließ er sein Schloß mit 300
37 Leuten und stürzte sich auf den Rücken der königlichen Armee, die das nicht erwartet
38 hatte und sich zerstreut hatte, aber namtlich ins Dorf Daskes [KK1 oben rechts: nicht], ganz in den Bergen,
39 zurückgezogen hatten, wo auch der Prinz sich niedergelassen hatte. Den unterwegs begeg-
40 nenden Leuten der königlichen Armee wurde gesagt: es sind Leute des Abbas Kuli Chan
41 von Laredjan, der uns zu Eurer Hülfe schickt und selbst mit mehr Mann nach-
42 kommt. So schwand aller Verdacht und ungestört kamen sie im Dorfe Daskes
43 an, wo ebenso ausgesagt wurde. In der Nacht wurde das Haus des schlafenden Prinzen besetzt,</anchor><span title="Notiz" class="icon_notiz" data-toggle="joTeiKritikPopover" data-content="Gobineau, Arthur de. Les religions et les philosophies dans L’Asie centrale. Paris: Didier, 1866.
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