Tagebuch_1_04_028
Titel:
Tagebuch_1_04_028
Besuchte Orte:
Mesereh
Charput
Charput
Ereignisse:
Charput - 1865-09-22 (sicher)
Mesereh - 1865-09-22 (sicher)
Charput - 1865-10-20 (sicher)
Datierung (individuell):
1865-09-22
Objekttyp:
Handschriften
Projektklassifikation:
Haussknecht Reisetagebuch
Seitenbereich:
028
Besitzende Institution/Datengeber:
tei_body$<item n="main">1 Charput ist erst seit ca. 20 Jahren Residenz des Pascha’s, früher war es Keban
2 Maaden [KK2: Keban Maʿaden], jedoch nach der Empörung der Einwohner von Charput wurde es nach deren Bändigung
3 unter <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9953" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">R</anchor>Teschid? Pascha von dort nach Charput verlegt. Dieser Pascha regirte mit eiserner
4 Hand und legte den zahlreichen Räubern ihr Handwerk, noch jetzt zeigt das Volk die Stelle
5 bei Charput, an der der Pascha die Räuber zu Felsen hinabwerfen ließ, wo sie unten
6 in spitze Eisenpfähle stürzen mußten. Ein glaubwürdiger Mann erzählte mir, daß er
7 selbst gesehen habe, wie er 40 Räuber, gebunden, an den Strand des Murad <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9954" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">h</anchor>Tabe legen
8 lassen, wo ihnen dann der Kopf abgehauen worden. Dadurch gelang es dem Pascha, Ruhe
9 und Sicherheit zu verschaffen. Aber nicht lange blieb er in seinem Posten, <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9955" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">s</anchor>Teine
10 Feinde bewirkten seine Versetzung nach Diarbekr [KK2: Diarbekr], wo er nur kurze Zeit lebte, denn
11 der Sultan sandte ihm ein prächtiges Ehrenkleid zur Belohnung seiner Treue, dasselbe
12 war aber vergiftet, so daß er, als er es einst angethan hatte, gleich darauf starb.
13 Der jetzige Pascha, Hadschi Kamil Pascha, vorher in Diarbekr, ist seit 2 Jahren in Charput,
14 wo er in Mesereh seinen Sitz hat; das Serail ist in grünen Gärten gelegen, neben seinem
15 Wohnhause ein 4eckiges Wasserbassin, von Bäumen umschattet, wo er uns empfing. Er war uns
16 gegenüber sehr zuvorkommend; wir sprachen über die Cu-gruben, er zeigte mir ein Stück Cu, das
17 er von Malatia hatte ausschmelzen lassen. Er war ein Mann von ca. 60 Jahren, in militärischer Kleidung,
18 in kurzen grauen Bart, von gutmüthigem Äußern. Die Missionäre machen mit ihm, was sie
19 wollen. In Diarbekr stellte er einem Knaben nach, um ihn zu gebrauchen, der es aber durchaus
20 nicht thun wollte und als er sah, daß er nicht entrinnen konnte, erschoß er sich selbst. – Mesereh
21 ist ziemlich weitläufig gebaut, in ihm die Post Telegraph; Straßen breit; der französische
22 Consul wohnt auch dort. Der Bazar nur die nothwendigen Bedürfnisse. 1 Stunde von Charput gelegen.
23 Östlich vom Orte liegen das Pulvermagazin und noch weiter aufwärts <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9956" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">die</anchor>T große viereckige
24 weiße Caserne für die Soldaten, die weithin sichtbar ist.
Freitag, den 20. October
25 <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_1109" xml_id="TidB9957" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">Nachdem ich 30 Piaster dem Pferdediener und 25 Piaster dem Koch gegeben und noch außerdem
26 50 Piaster für <anchor type="b" ana="regID_10.lemID_466" xml_id="TidB27893" data-toggle="joTeiPopoverh" title="Gerste" data-ana="regID_10.lemID_466" data-content="">GerstePL</anchor>, brach ich endlich von Charput auf, ohne Diener und ohne Dollmetscher.
27 Michael hatte ich mit 2 Pferden und meinen Effecten nach Aleppo gesandt, der andre arabische Diener
28 ließ sich nicht halten und rannte mit ihm fort, ohne daß ich ihm Gehalt gegeben hätte. Unter
29 dessen hatte sich ein Deutscher aus [Nürenberg?] gemeldet, <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9958" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">A</anchor>Tlexander, der in Bagdad Militär-
30 apotheker gewesen war und sich jetzt auf der Rückreise nach Constantinopel befand, nach seiner
31 Aussage wurde er aber bei Djasireh [KK noch nicht gesucht] total <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9959" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">b</anchor>Teraubt; er brachte mir ein Zeugniß des
32 italienischen Dr. Bonelli in Diarbekr, worauf hin ich ihn erst mitnahm. Eines Tages hatte ich ihm aber 86 Piaster
33 zur Tilgung seiner Schulden gegeben, mit denen er dann verschwand. Er verstand gut
34 arabisch, türkisch, italienisch, griechisch, bulgarisch und konnte zeichnen, er wäre daher eine große
35 Hülfe für mich gewesen. So war ich nun ganz auf mich allein angewiesen. Der Pascha
36 hatte mir einen Bujuruldu schreiben lassen und einen guten Segtier gesandt, der
37 meinen Diener bis Argana Maden [KK2: Arghana Maʿaden] machte, den ich schon den Abend vorher hatte kommen lassen,</anchor>T
38 um nicht am Morgen auf ihn warten zu müssen. Nachdem das Frühstück eingenommen, wurde auf-
39 gesessen nach herzlichem Lebewohl dieser guten Leute, auch mit Mrs. West hatte ich mehrers zu sprechen gehabt.
40 Sie gab mir noch auf den Weg ein <anchor type="b" ana="regID_10.lemID_7937" xml_id="TidB27891" data-toggle="joTeiPopoverh" title="Geranium, rothes (Ch..." data-ana="regID_10.lemID_7937" data-content="">rothes GeraniumPL</anchor> und <anchor type="b" ana="regID_10.lemID_5589" xml_id="TidB27892" data-toggle="joTeiPopoverh" title="Mirabilis" data-ana="regID_10.lemID_5589" data-content="">MirabilisPL</anchor>.</item>
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11 der Sultan sandte ihm ein prächtiges Ehrenkleid zur Belohnung seiner Treue, dasselbe
12 war aber vergiftet, so daß er, als er es einst angethan hatte, gleich darauf starb.
13 Der jetzige Pascha, Hadschi Kamil Pascha, vorher in Diarbekr, ist seit 2 Jahren in Charput,
14 wo er in Mesereh seinen Sitz hat; das Serail ist in grünen Gärten gelegen, neben seinem
15 Wohnhause ein 4eckiges Wasserbassin, von Bäumen umschattet, wo er uns empfing. Er war uns
16 gegenüber sehr zuvorkommend; wir sprachen über die Cu-gruben, er zeigte mir ein Stück Cu, das
17 er von Malatia hatte ausschmelzen lassen. Er war ein Mann von ca. 60 Jahren, in militärischer Kleidung,
18 in kurzen grauen Bart, von gutmüthigem Äußern. Die Missionäre machen mit ihm, was sie
19 wollen. In Diarbekr stellte er einem Knaben nach, um ihn zu gebrauchen, der es aber durchaus
20 nicht thun wollte und als er sah, daß er nicht entrinnen konnte, erschoß er sich selbst. – Mesereh
21 ist ziemlich weitläufig gebaut, in ihm die Post Telegraph; Straßen breit; der französische
22 Consul wohnt auch dort. Der Bazar nur die nothwendigen Bedürfnisse. 1 Stunde von Charput gelegen.
23 Östlich vom Orte liegen das Pulvermagazin und noch weiter aufwärts <anchor type="b" ana="regID_15.lemID_2391" xml_id="TidB9956" class="joTeiKritikPopover-text" title="" data-ana="" data-content="">die</anchor>T große viereckige
24 weiße Caserne für die Soldaten, die weithin sichtbar ist.
Freitag, den 20. October
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27 Michael hatte ich mit 2 Pferden und meinen Effecten nach Aleppo gesandt, der andre arabische Diener
28 ließ sich nicht halten und rannte mit ihm fort, ohne daß ich ihm Gehalt gegeben hätte. Unter
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